laut.de-Kritik
Unüberhörbare Tendenzen in Richtung Popmusik.
Review von Gregory BritschUnlängst verkündeten !K7 Records den bewussten Verzicht auf Kopierschutz-Technologien für ihre CDs. Bei den Promo-Exemplaren für "Disconnected" indes jubelte man als Schmankerln zur "Copystörung" verhackstückte Passagen eines Interview mit Michael Fakesch und Chris de Luca unter. Darin geben die beiden Protagonisten in ihrem eigenen Out Of Rosenheim-Englisch Wissenswertes über die Platte zum Besten.
Mit "Disconnected" vollziehen Funkstörung eine ungeahnte Wendung. Anders als bei den Vorgängern tritt die als IDM deklarierte Elektronik des Duos mehr in den Hintergrund. Das für Funkstörung so charakteristische digitale Gebrösel, das bewusste Dekonstruieren elektronischer Muster und Einzelteile weicht einem Singer-Songwritertum mit "richtiger" akustischer Instrumentierung. Man wollte "raus aus der eigenen Verkopfung", so Fakesch. Und sich zugleich anderweilig beeinflussen lassen.
Heraus kamen dabei ebenso Folk wie unüberhörbare Tendenzen in Richtung Popmusik, einem von ihnen bisher eher am Rande tangierten Sujet. Funkstörung goes Pop. Wer hätte das gedacht. Gut möglich, dass hier ihre Dienste bei der Co-Produktion von Jay Jay Johansons "Antenna"-Album eine Rolle spielten. Bei der Frage der Gastsänger traf ihre Wahl auf den Münchner Enik, den sie beim dortigen Pathos-Theater entdeckten. Enik, zuständig fürs Emotionale, wandelt zwischen Leiden, Schmachten und Schwelgen. Er vermeidet jedoch trotz seiner mitunter ausufernden Theatralik, ins tiefe Eddie Vedder-Jammertal hinabzustürzen.
Als weiterer Gast gibt sich Lou Rhodes, Lambs finest, routiniert balladesk als "Sleeping Beauty" und die von Massive Attacks Werk Mezzanine bekannte Sarah Jay ein Stelldichein auf "Captured In Tones". Hip Hop, eine andere nicht zu vernachlässigende Komponente im Kosmos der Rosenheimer – siehe auch Deadly wiz da Disko –, erfährt durch Beiträge von Tes ("Chopping Heads" & "Fat Camp Feva") und Rob Sonic ("Mr. Important") eine entsprechende Würdigung mit Elektronik-Sound abseits des im Mainstream vorherrschenden Autos- und Mädchen-Mackertums.
Eigentlich auch das Beste, was "Disconnected" zu bieten hat. Denn so richtig aus den Socken haut diese Scheibe nicht, allen Features und allem guten Willen zum Trotz.
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