laut.de-Kritik
Unberechenbar, intensiv und ziemlich wohltuend.
Review von Anastasia HartleibWarum sprechen wir über Georgia Anne Muldrow eigentlich nicht schon längst mit derselben Selbstverständlichkeit, mit der wir Erykah, Kendrick, Madlib oder Dilla in den Himmel der grandiosen Musiker heben? Vor allem, wenn man bedenkt, dass diese Frau bereits lange vor "To Pimp A Butterfly" Hip Hop mit Jazz infiltrierte und die am längsten nachwirkenden Zeilen aus "New Amerykah Part One" von ihr stammen. ("Stay Woke", Anybody?)
Dass Muldrow den Beat-Göttern ebenfalls in nichts nachsteht, zeigt sich (mal wieder) auf ihrem neuesten Album "VWETO II". Das 16 Tracks starke Instrumentalalbum glänzt mit rauen Ecken und Kanten, verworrenen Sphären und verborgenen Galaxien.
Muldrow baut düster verschwurbelte Welten, die sie immer wieder mit aufgeweckten, verspielten Einschüben aufbricht. "VWETO II" durchzieht eine spannende Atmosphäre, deren Entwicklung sich am ehesten mit der Entstehung eines stürmischen Sommergewitters vergleichen lässt: unberechenbar, intensiv und ziemlich wohltuend.
Dabei bedient sich Muldrow mal am Jazz, mal am Funk, mal am Brass. Raus kommen dabei stets straighte Boombap-Bretter, die in schwitzige Keller voller kopfnickender Heads gehören. Mit Titeln wie "Almost Trendy" oder "Mary Lou's Motherboard" beweist sie ihren dezenten, klugen Humor, der auch auf ihren Gesangs- oder Rap-Alben zu hören ist. Ihre Wahnsinns-Stimme kommt in "Bronx Skates" übrigens auch ganz kurz zum Einsatz.
"VWETO II" bringt zwar keine noch nie dagewesenen Sounds auf den Plattenteller. Dafür aber bedient Georgia Anne Muldrow ihre Konsolen mit einer souveränen Lässigkeit, die ihresgleichen sucht. Ihr Sound trägt ihre Handschrift und die Produktionen sind um Längen hochwertiger, tiefgehender und hingebungsvoller als der Großteil der Beats, die derzeit den Markt schwemmen. Soll nochmal einer sagen, Frauen hätten keine Freude an Technik.
3 Kommentare
Sorry, aber ich finds eher öde...
Ich finds toll.
Wäre auch schlimm, wenn wir alle den gleichen Musik-Geschmack hätten