laut.de-Kritik
Viel Britpop-Feeling und ein paar Kompromisse.
Review von Hannes WesselkämperMit fünf Alben in acht Jahren kann sich Sam Duckworth guten Gewissens als "etabliert" betrachten. Der Output seines Projekts Get Cape. Wear Cape. Fly. ist voll von gewitzten Soundexperimenten, die stets auf Folk-Basis aufbauen und - wie im letzten selbstbetitelten Longplayer - dann jegliche Genre-Grenzen sprengen.
Mit seinen Jugendhelden Blur und ein wenig Supergrass im Ohr, lässt Duckworth für "Maps" alte Britpop-Gefühle aufleben. Weder den introvertierten Teenager, noch den ausladenden Soundtüftler vergangener Alben findet man hier wieder. Fernab von Aufnahme-Isolationshaft oder leidender Songwriting-Sessions soll man diesem Album den Spaß anhören. Entsprechend preschen Songs wie "The Real Mcoy" und "Daylight Robbery" mit viel Drive, Handclaps und "Woohoo"-Refrains nach vorne.
Natürlich bewegt sich der engagierte Occupy-Befürworter damit eher auf ausgelatschten Wegen denn auf Trampelpfaden, den Sinn für das Vielschichtige verliert er jedoch selten. Auch hier bleibt er seinem Idol Damon Albarn weiterhin treu: einengende Genre-Grenzen keinen beide Musiker nicht. Funk-Riffs und Blechbläser in "Vital Statistics" oder Sprechgesang über süßlichem Indie-Pop ("The Long And Short Of It All") wehren den drohenden Grauschleier des Kompromisses meist ab.
Zwar schrammt das vierte Get Cape. Wear. Cape. Fly.-Album immer wieder gefährlich nah an der Beliebigkeit vorbei, kann sich aber auf den musikalischen Feinsinn und die offenen Ansätze Sam Duckworths verlassen. Mehr Kanten und Spielereien schaden aber auch "etablierten" Musikern nicht.
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