laut.de-Kritik
Gift, das sich in die Gehörgänge schleicht.
Review von Michaela PutzBeim Nachfolger zu "The Lair Of The White Worm" haben God Dethroned den Regler für Brutalität und Schnelligkeit etwas zurück gedreht und halten sich vermehrt im Midtempobereich auf. Wer jetzt aber einen Weichspüler erwartet und sich denkt 'Finger weg', unterschätzt die Holländer und sollte trotzdem zugreifen. Denn die Band um Mastermind Henri Sattler versteht es auch so, eiskalte Spannung aufzubauen.
Das außergewöhnliche Intro "Faithless" steht programmatisch für die morbide Intensität der Scheibe, die sich wie ein einschleichendes Gift in den Gehörgängen ausbreitet. Henri singt sich raubeinig durch den Wahnsinn des Lebens. Suizidgedanken, Selbstaufgabe und Trauer prägen das textliche Spektrum, das er mit Galle ins Mikro spuckt. Damit erzeugt er eine gelungene Symbiose mit der Musik, bei der God Dethroned die richtige Portion Härte mit melodischen Parts mixen. Wo "Hating Life" und "Falling Down" noch in gewohnt schnellem Tempo abgehen, kommt mit "2014" ein Song mit dramatischer Melodie daher. Besonders hervor zu heben ist "On Wings Of Pestilence", mit dem die Holländer einmal mehr ein Händchen für ausgesprochen gutes Songwriting beweisen. Damit erschaffen sie einen vielseitigen Track mit diversen Tempowechseln und einer Hammermelodie.
Ein reines Instrumental mit melancholischem Charakter erklingt mit "Away From Emptiness". "Macabre World" schlägt danach wieder eine härtere Gangart ein. Ein weiterer Kracher ist "Typhoid Mary", der in punkto geiler Melodie nur knapp hinter "On Wings Of Pestilence" rangiert. Den logische lyrische Abschluss des Albums beschließt "Fail To Exist", dessen Leadgitarren sich sehen beziehungsweise hören lassen können. Trotz des vorherrschenden Midtempos sind die Blastbeats nicht ganz aus dem Programm verschwunden. Vielmehr kommen sie in verringertem Ausmaß zum Einsatz, etwa auf "Hating Life" oder "Macabre World", wirken dann aber ordentlich.
God Dethroned haben ihr achtes Album in Jörg Ukens relativ unbekanntem Soundlodge Studio aufgenommen. Die Produktion klingt so exzellent, dass die Scheibe alleine schon aufgrund ihres Klanges ein wahrer Hörgenuss ist. Obwohl oder gerade weil es auf dem Album ruhiger zugeht, können die Songs ihre Intensität richtig gut entfalten. "The Toxic Touch" besticht mit gutem Songwriting und eingängigen Melodiebögen, die sich über teilweise langsame, aber trotzdem brutale Parts spannen. Das in einer Dosis, die den Rundling zu einem lähmenden Gift werden lassen, das den Hörer daran hindert, die 'Stop'-Taste zu betätigen.
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