laut.de-Kritik

Zum Geburtstag gibts Schweizer Rocksalat.

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Ein gutes Vierteljahrhundert spielen die Alpenrocker Gotthard schon und dies feiert die Band silbern mit neuem Album. Silberhochzeit heißt 25 Jahre Ehe - eine sehr sinnige Assoziation. Und so ist auch das Artwork zur Scheibe in Silber gehalten, sieht aber eher nach einem optischen Unfall als Coverkunst aus. Bei Gotthard weniger verwunderlich, denn mit künstlerisch wertvollen Plattenhüllen hat die Band in ihrer Historie selten gepunktet.

Manch ein Gotthard-Fan betrauert heute noch den unglücklichen Unfalltod des ehemaligen Sängers, Frontmannes und Frauenlieblings Steven Lee im Jahre 2010. Etliche meinen bis heute, dass sich die Band danach hätte auflösen sollen.

Gotthard entschieden sich fürs Weitermachen und legen bereits das dritte Album mit Lees Nachfolger Nic Maeder vor. Und dem kann man die wenigsten Vorwürfe machen, wenn es an der Platte etwas auszusetzen gibt: Maeder hat eine gute Stimme, ein ebensolches Feeling und meistert seine Aufgaben professionell.

Kritisieren muss man eher die Kompositionen und deren Zusammenstellung. Denn auch wenn es ein paar akzeptable Stücke gibt, kommt die Platte insgesamt als ein ziemlicher Gemischtwarenladen daher und lässt vor allem den gewissen Schuss Härte vermissen, der Gotthard einst als Metal-Band erscheinen ließ.

Das dürfte der Vergangenheit angehören. Es dominieren Einflüsse von Blues und Rock, Sounds aus den Siebzigern. Dazu liegt der unvermeidliche Balladen-Anteil hoch, er beläuft sich auf gefühlte 50 Prozent.

So weist der Opener "Silver River" eine ziemliche Uriah Heep-Schlagseite auf, was in erster Linie an der (recht einfallslosen) Hammond-Orgel liegt. Dass die dem Stück zugrunde liegenden Gitarrenriffs dezent an "School's Out" von Alice Cooper erinnern, machen den Beginn nicht gerade stärker.

Das folgende "Electrified" kommt mit seinen "Jumping Jack Flash"-Gedächtnisriffs nicht viel besser: Die Keyboards und die Tempo-Verschleppung gegen Ende des Tracks matschen alles ein. Kein überzeugendes Einstiegsdoppel.

Die Band flüchtet folgerichtig früh in die Balladen-Seeligkeit. Das opulente "Stay With Me" und das schleimige "Beautiful" in schlimmster Bon Jovi-Manier dürften alte Gotthard-Fans nachhaltig verschrecken. Auch "Everything Inside" kommt mühsam aus dem Quark, schwingt sich dann aber zu etwas mehr Härte und Gitarrenpower auf, ohne die Ärsche wirklich zu treten.

Die folgenden drei Weichspüler kann man getrost skippen: purer Mainstream, nicht mal besonders einprägsamer. Erst an neunter Stelle horcht man wieder auf: Ist es nun besonders witzig oder einfach nur doof, in "Tequila Symphony No. 5" den guten alten Ludwig Van Beethoven zu verwursten? Das nächste Stück stellt die dazugehörige Frage: "Why". Natürlich wieder als Ballade.

Grundsätzlich ist es ziemlich mühsam, sich durch die Platte zu hören. Erwähnenswert bleiben noch das flotte Rock'n'Roll-Stückchen "Blame On Me" und der zweite Bonustrack "Customized Lovin'", in dem die guten alten Deep Purple ihre Vistenkarte abgeben. Insgesamt gerät die ganze Feierei eher fade. Wie heißt es doch so schön? "Reden ist Silber, Schweigen ist Gold". Das passt.

Trackliste

  1. 1. Silver River
  2. 2. Electrified
  3. 3. Stay With Me
  4. 4. Beautiful
  5. 5. Everything Inside
  6. 6. Reason For This
  7. 7. Not Fooling Anyone
  8. 8. Miss Me
  9. 9. Tequila Symphony No. 5
  10. 10. Why
  11. 11. Only Love Is Real
  12. 12. My Oh My
  13. 13. Blame On Me
  14. 14. Walk On (Bonus Track)
  15. 15. Customized Lovin' (Bonus Track)

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