laut.de-Kritik

... lässt selbst erfahrenen Jazzmümmelmännern die Schlappohren wachsen.

Review von

Nichts für Foliengriller! Was Gregor Hübner auf den Rost wirft, ist für Otto-Normal-Hörer nur schwer genieß- und verdaubar. Erfahrenen oder entdeckungsfreudigen Ohren bietet der Geiger hochwertigste Nouvelle Cuisine, die sich ihrer Traditionen ebenso bewusst ist wie ihres Forschungsauftrags.

Schon der Opener macht klar, wo bei "New York NRG Quartet" der Hase lang läuft. Ganz tief hinein in den bedrohlichen Jazzsumpf. Ein Schlagzeugsolo weist den Weg ins organisierte "Chaos". Das kurz erwähnte Thema dient lediglich als Richtungsweiser, denn das folgende Pianosolo verlässt den vermeintlich sicheren Pfad mit rasender Geschwindigkeit. Hübner setzt improvisatorisch im Off an, dort, wo Luis Perdomos Tastenausflug endet. Letzter hat sich keineswegs verlaufen. Er bereitet Hübners ekstatischem Exkurs lediglich einen unsicheren Boden. Eine fruchtbare Chance, die der Vollblutjazzer Hübner zu nutzen weiß.

Was für ein rauschendes Fest die Protagonisten hier feiern! Ohne Seil und doppelten Boden zelebrieren sie den Jazz in seiner reinsten Form: haltlos schöne Improvisationen, die das Gelände mutig erkunden und dabei nie den Weg und das Ziel aus den Augen verlieren. Die Landschaften in die es das Gregor Hübner Quartet auf ihrem Trip verschlägt, könnten nicht vielseitiger und abwechslungsreicher, nicht farbenfroher und blütenreicher sein.

Über allem thronen die fabelhaften Soloexkursionen, deren schöpferische Kraft einem freundlichen Ungeheuer gleicht. Nicht nur der Protagonist wandelt souverän durchs Reich der tonalen Möglichkeiten. Seine Sidemen stehen ihm in nichts nach. Pianist Luis Perdomo (Ravi Coltrane) schafft es, selbst erfahrenen Jazzmümmelmännern die Schlappohren in höchste Regionen wachsen zu lassen. Seine Melodik, seine Virtuosität, seine musikalische Sprache ... jeder Ton, der aus seinen Fingern quillt ist wunderbare Musik. Der Trommler Billy Hart (Miles Davis, Herbie Hancock) und sein Rhythmus-Kompagnon Hans Glawischnig (Bass, Chick Corea) liefern nicht einfach nur das Fundament. Sie stehen als gleichberechtigte Solo-Partner neben Hübner und Perdomo. Wir haben es also mit 4 Protagonisten zu tun.

Deshalb konnten sich die Musiker auch nicht entscheiden, unter welchen Bandnamen und unter welchen Titel das Debütalbum erscheinen soll? Heißt das Album nun "New York NRG Quartet", wie Amazon es vorschlägt? Findet man das Album unter N, oder listet man es unter H wie Hübner? Oder muss es richtig Huebner heißen? Für Verwirrung in der standardisierten Internetwelt sorgt Gregor Hübner und/oder das New York NRG Quartet nicht nur bei der Namensgebung (oder war es die Titelwahl?). Für Verwirrung sorgen sie mit ihrer Musik auch bei allen in Sumpfwanderungen Unerfahrenen.

Die anspruchsvolle Aufgabe, den Klang und die spieltechnischen Möglichkeiten der Violine im Jazzkontext zu verorten, meistert Hübner dabei herausragend. Zurückhaltung und Virtuosität lauten seine Zauberworte. Seine Komparsen, inklusive des äußerst filigran agierenden Sirius String Quartet, agieren auf Augenhöhe und auf höchst anspruchsvollem Niveau. Ein Album für Entdecker, Gourmets und Sumpfforscher.

Trackliste

  1. 1. Snow Leopard
  2. 2. Waltz For Fee
  3. 3. African Heartbeat
  4. 4. Gitano Yambu
  5. 5. Lullaby Or Not
  6. 6. Blue In Green
  7. 7. Redemption
  8. 8. Barbara Song

Preisvergleich

Shop Titel Preis Porto Gesamt
Titel bei http://www.amazon.de kaufen Huebner,Gregor New York Nrg Q – New York Nrg Quartet €12,18 €3,00 €15,18

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

Noch keine Kommentare