laut.de-Biographie
Guapdad 4000
Wie macht man Gangster-Rap, wenn man selbst ein relativ lachsiger Dude ist und Gewalt sowieso zunehmend aus der Mode kommt? Ganz einfach – man rappt darüber, wie man Leute um ihre Dienstleistungen bringt, mit Bitcoins herumschwarenzelt oder im Darknet Kreditkartendetails erfischt. Scam-Rap ist ein Phänomen, das wirklich nur im Internetzeitalter so stattfinden könnte.
Teejayx6 und Guapdad 4000 machen es vor: Mit Anleitungen zur Kleinkriminalität im viralen Format erschleichen sich diese Rapper ihren Ruhm. Im Gegensatz zum weiter eher zwielichtigen Teejay geht Akeem Hayes alias Guapdad aber eher direkt in die Vollen, flext jede ergaunerte Münze in Rapvideos um die Wette und erzählt in Interviews bereitwillig, wie er auch schon Drake abgezogen habe.
Der Mann wächst auf mit alternativem Hip Hop und der Westside. Vorbilder sind Dom Kennedy, Pharrell Williams und Kanye West. Das Pattern ist klar: Etwas eigenwillige Dudes mit Hang zum gutem Leben und einer klaren Verbundenheit zu den eigenen Wurzeln. Wer in dieser Ära an der Westküste groß wird, der hat einen eingespielten Schatz an Erfahrungen und Ikonen, an denen man nicht vorbeikommt. Und gerade in den Zeiten zwischen N.E.R.D. Und Kendrick Lamar, als der Westen nicht unbedingt Epizentrum der Rapindustrie ist, eignen sich viele lokale Rapfans einen eher verschrobenen Kanon an.
Aber es führt in zumindest nicht soweit in die Unzugänglichkeit wie die Bay Area-Querköpfe der späten Zweitausendzehner. Pendelnd zwischen Oakland und Los Angeles veröffentlicht Guapdad 2017 sein erstes Mixtape, "Scamboy Color", das damals noch klar auf eine Persona mit mehr Gimmick, mehr Meme-Faktor ausgelegt ist. Er versucht sich an den Disziplinen, die zu Anfang von Tay-K, 6ix9ine, zu Zeiten der Migos und Lil Uzi Vert das Game zu beherrschen scheinen: Provozieren, Geschichten erzählen, ein klares Narrativ vorführen.
Interessanterweise nimmt seine Musik zwar auch Fahrt auf, aber nicht einmal so unbedingt wegen diesem Fensterschmuck. Es wird wenig geredet über den Guapdad, schon gar nichts Skandalöses. Nur spricht sich ganz subtil und langsam herum, dass der Kerl schlicht und einfach ein bisschen etwas auf dem Kasten zu haben scheint.
2018 kommt es dann zu einer Einladung, die den Weg der Dinge deutlich verändern soll. J. Cole ist auf den Mann aufmerksam geworden, der inzwischen sowieso auch schon mit Wale, Drake und Big Sean gemingelt hat. Er möge sich doch zu den Dreamville-Sessions für "Revenge Of The Dreamers III" einfinden, wo Unmengen an Rappern ihre Fähigkeiten unter Beweis stellen könnten, um auf einer Label-Compilation zu landen.
Mit seinem Homie Buddy räumen sie dort prompt auch ziemlich auf. J.I.D, Smino, die EarthGang und die beiden gründen die Supergroup Zoink Gang, die daraufhin auch auf mehreren Songs zusammen Irrsinn verbreiten darf. Genauso wie er aber seine Edge für den Untergrund entdeckt, zeigt er auf Nummern wie auf "Costa Rica", wie viel Potential für eine smoothe Hook in ihm steckt.
2019 erscheint nach "Revenge Of The Dreamers III" endlich auch ein eigenes Debütalbum, das auf den Namen "Dior Deposits" hört. Darauf spielt er seine Kontakte einmal so richtig aus und organisiert sich Gastbeiträge von E-40, Chance The Rapper, Denzel Curry, Tory Lanez, G-Eazy und 6lack, um nur ein paar zu nennen. Und auch wenn es kommerziell keinen Durchbruch darstellt, ist die Grundlage für eine äußerst solide Reputation im Game hier mehr als gegeben.
Dieser Guapdad 4000 musste erst lernen, seinen Schabernack soweit abzulegen, dass sein wirklicher Humor durchschimmern konnte. Man braucht wohl kein Gimmick, wenn man wirklich etwas drauf hat, und man muss sich nicht allein hinter Memes zu verstecken, wenn man denn etwas zu sagen hat. Es ist zuletzt wohl tatsächlich sein Talent und seine Stimme, die ihm all die Kontakte eingebracht haben, die ihm jetzt zur Verfügung stehen. Dass es jemanden aus dem Underground nach oben katapultiert, ist ja oft auch nur ein richtiges Feature entfernt.
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