laut.de-Kritik
Diese Platte wird niemanden davon abhalten, aus dem Fenster zu springen.
Review von Bettina DoerrWir können uns noch vage an die Zeit erinnern, als wir alle dachten, jeder französische Mann heißt Étienne. Denn "Étienne" von Guesch Patti konnten wir alle mehr oder weniger auswendig, egal, ob der französischen Sprache mächtig oder nicht... Ein Hit halt.
Um so überraschter war ich also beim Anhören des neuen Albums von Guesch Patti, "Dernières Nouvelles". Weit entfernt von hittauglich, himmelweit entfernt von hitverdächtig. Viel verhaltener Streichersound und Texte einer verlassenen Seele machen das Ganze extrem schwermütig. Für die Franzosen unter uns: "Un dieu plus toi ca fait adieu" (aus "Adieu"). Bitte nicht anhören, wenn es Ende November ist, grau und eiskalt und es euch nicht gut geht, denn dieses Album wird garantiert niemanden davon abhalten, aus dem Fenster zu springen!
Trip Hop-Einflüsse sind nicht zu überhören, aber irgendwie ist man das mit Französisch nicht gewohnt, wirkt etwas seltsam. Der letzte Song setzt der Geschichte noch die Krone auf, ("Seule") das hat was von einem langsamen Satz einer Bruckner-Sinfonie... will sagen, heavy stuff. Metempsycose ist spannend, ist aber auch der einzige Song der CD, der nicht von Guesch Patti selber ist...
Die zum Album gehörende Bonus-CD fand ich viel interessanter. Neben einer recht schwächlich modernisierten Ausgabe von "Etienne" (vielleicht damit man auch erkennt, dass das wirklich Guesch Patti ist, ja genau, die aus den Achtzigern) gibt's da einen Song, "La Marquise" der ist richtig gut. Drum'n'Bass-mäßig und sehr cool. Aber das ist ja auch ein Remix von dem Album "Blonde" aus dem Jahr 1995. Auch der Remix von "Blonde" selbst ist ok. Aber was von Guesch Patti ganz neu ist, das ist echt net so dees...
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