laut.de-Kritik
Musikalisch top, Package Schrott.
Review von Manuel BergerGibt es tatsächlich noch Leute, die sich eine Guns N' Roses-DVD kaufen? Anscheinend. Sonst würde Dr. Axl ja nicht gleich 3D-Equipment auffahren, um seinen 2012er Vegas-Einstand im Hard Rock Casino zu beschließen. Drei Stunden meint der Herr, dass seine Stimme durchhalten wird. Und wider Erwarten tut sie das sogar bis auf wenige Aussetzer.
Wie sich dabei Axls Astralkörper dreidimensional durch den heimischen Fernseher schiebt kann ich zwar leider nicht beurteilen. Hoffentlich aber deutlich schärfer als auf der DVD-Version. Deren teilweise grisselige Bildqualität lässt nämlich doch zu wünschen übrig. Obwohl mir solche Details eigentlich eher sonstwo vorbei gehen – diesmal fällts auf. Dazu kommt, dass Ton und Bild geringfügig asynchron ablaufen.
Genug gemeckert. Denn die gebotene Show reißt die mittlerweile achtköpfige Band ziemlich solide runter. Ansagen gibts zwar keine, aber die will ja eh niemand hören. Wäre mir persönlich allerdings lieber gewesen als musikalische Vergewaltigungen à la "Better", auf die man bei einem dreistündigen Set wohl gut hätte verzichten können. Seis drum, wenn Axl die Songs gern spielt, soll er.
Ansonsten steht – zwangsläufig – Hit an Hit. Wäre es nicht so, könnte man es sich wohl kaum leisten "Welcome To The Jungle" schon als zweiten Tagesordnungspunkt zu verbraten. "Very sexy girls" treten in Sin City natürlich nicht nur in Axls Vocallines, sondern auch auf der Bühne auf. Weiter geht es mit "It's So Easy" und "Mr. Brownstone". Die Versionen sind mit Aufnahmen der Slash-Ära zwar nicht zu vergleichen, doch das war abzusehen. Nicht abzusehen war, wie gut die heutigen, viel gescholtenen Guns N' Roses die Dinger trotzdem rocken.
Zampano Rose präsentiert sich zu Anfang noch in Lauflaune, beschränkt sich aber bald lieber auf seine Hüftwackler. Das Gerenne übernimmt DJ Ashba ohnehin zur Genüge. Gemeinsam mit dem DTP-Shirt tragenden Troy Sanders-Klon Bumblefoot und Richard Fortus nudelt er munter auf den Saiten und der Bühne umher. Jeder der drei bekommt selbstverständlich seinen Soloslot. Allesamt kann man aber guten Gewissens skippen – besonders in Fortus' Fall. Außer langweiligen bis nervenden Frickeleien passiert bei ihm nämlich nichts. Als Ausgleich stolziert zu "Rocket Queen" eine frische Ladung Tänzerinnen auf die Bühne. Alles streng FSK 12 versteht sich.
Bumblefoot und Bassist Tommy Stinson geben jeweils noch eine ihrer Eigenkompositionen zum Besten. Das stört zwar irgendwie den Fluss, ist aber eine nette Geste. Während Stinson ein ordentliches Punkbrett fährt ("Motivation"), darf sich der Gitarrist allerdings demnächst noch einige Unterrichtsstunden Songschreibertum aneignen ("Objectify"). Obwohl er rein spielerisch wahrscheinlich der beste der drei aktuellen Klampfer ist. Mit vereinten Kräften übertönen diese übrigens Dizzy Reeds Pianointermezzo gnadenlos.
Ausgerechnet bei "Sweet Child O' Mine" hat dann der sonst sehr souveräne Axl Rose einen stimmlichen Totalausfall. Das klingt doch eher nach piepsender Micky Maus denn Rockderwisch. Zu allem Überfluss befindet sich die Instrumentalfraktion bis zu Bumblefoots Solo im Coverbandprobenmodus. Sorry, aber das ist nix. Schon gar nicht beim vielleicht besten Song der Gunners-Geschichte.
Nach einem kurzen "Another Brick In The Wall (Part 2)"-Cover schwingt sich Axl mitsamt Flügel in die Luft und schmettert "November Rain". Die Stimme ist wieder da, die Stangen weg, dafür turnt eine Maid im Badeanzug an einem Tuch durch die Halle. Dann: "Don't Cry", "Civil War", ein viertelstündiges "Knockin' On Heaven's Door" – der Best-Of-Best-Of-Teil hat begonnen. Dazu noch ein schönes Akustikzwischenspiel vor "Patience", ein Soloduett von Fortus und Bumblefoot, ein kurzer Las Vegas-Einspieler, "Paradise City", Grande Finale.
Das Bonusmaterial hätte man sich getrost sparen können. Vier Interviews, keines davon mit Axl, drei bis fünf Minuten lang. Hinzu kommt, dass außer DJ Ashba niemand etwas außer dem üblichen "Was-sind-deine-Einflüsse-Wie-lange-machst-du-schon-Musik-Wie-toll-ist-Axl-Wie-bist-du-in-die-Band-gekommen?"-Blabla erzählt. Bilderslideshows sind sowieso der unnötigste Ballast, den eine DVD haben kann.
Verzeiht mir die Phrasendrescherei, aber lange Rede, kurzer Sinn: Musik/Konzert top, Aufmachung Schrott. Ende.
4 Kommentare mit 8 Antworten
Für mich ist das auch nur noch The Band formerly known as Guns n Roses feat. Axl Rose...es ist nur noch eine Coverband mit einem ehemals dreckigem Shouter...Leider wird so das Erbe einer der größten Bands der Geschichte hingerichtet...
Sehe ich ähnlich. Bewahre mir aber meine Freude an den alten Sachen, immer wieder schön.
jep, ohne slash macht das einfach keinen sinn.da greift man lieber auf altes material zurück.
Oder auf die zahlreichen Slash Veröffentlichungen der letzten Zeit. Die Made in Stoke ist mehr Guns n Roses als das.
Saufen, Weiber, Drogen (das Übliche also) der gute Axl hat sich selbst gerichtet und seine Band gleich mit. Ein ganz trauriges Kapitel. Dabei hätte es so schön werden können, wenn er dem Club 27 z.b. bei getretten wäre. So wie aktuell, ist es einfach nur noch peinlich.
GNR waren schon immer peinlich, die Veröffentlichung geht also klar.
da erinnere ich mich lieber an das basler Konzert 1993... auch wenn ich damals junge 14-en lenze alt war... das war noch musik! axl kann mir mit seinem solo-projekt getrost gestohlen bleiben... und auf stundenlanges warten vor dem Konzert habe ich auch kein bock... kill your Idol...
35 ist immer noch jung.
Für einen Mann ja. Frauen werden ab dem Alter schon langsam durchsichtig.
Man Lauti, ich wollte die Dame doch nur etwas aufbauen und du walzt wieder alles platt. Ausserdem im Verhältnis zu mir, sind 35 echt jung.
die Dame ist ein kerl... noch so nebenbei... was aber an der Sachlage das axl ein arsch ist nichts ändert... *smile* und doch sind use your Illusion 1 & 2 für mich alben für die Ewigkeit!
Guns N´Roses !!!
Im Video, Welcome to the Jungle.
Ein guter fetter Sound mit sehr guter Stimme.
Leider etwas zu leise gepegelt.