laut.de-Kritik

Bloß keine Angst vor wabbelnden Wampen.

Review von

Massiv, Casper und die Atzen stehen zur Begrüßung Spalier: Das kann sich auch nur Blumio ausdenken. Schon falsch. Der Japse des Bösen kommt zwar demnächst ebenfalls mit einem neuen Album ums Eck. Die Lieblingsrapper-Parade in "Humoage A Trois" entsprang aber ausnahmsweise nicht seinem Irokesen-bewehrten Haupte. Mit Ghetto-Anarchie, Emo-Rap und Party-Geballere manövrieren sich statt dessen Hammer & Zirkel in Stellung. Den berlinernden Schwergewichts-Humoristen ist wirklich alles zuzutrauen.

"Stop! Hammertime!" War ja klar, dass Produzent KD-Supier die Steilvorlage des etwas angestaubten MC Hammer nicht ungenutzt lassen kann, um MC Hammer, dem Jüngeren, daraus ein tolles Stück Musik zusammen zu donnern. Hammers lakonischer Alleingang stimmt blendend auf das Kommende ein. "Ooooooh, und schon kann ich nicht mehr."

Wer seinem inneren Kind gestattet, sich zusammen mit seinem ureigenen Schweinehund eine Stunde lang zünftig im Matsch zu suhlen, dem bietet "Sex Sells" exquisite Unterhaltung. Dass man dabei weder sich selbst noch den verbiesterten Teil des Hip Hop-Zirkus' allzu ernst nehmen sollte, versteht sich ja wohl von selbst.

Keine Angst vor leicht bis mittel-infantilen Themen also, und bloß keine vor wabbelnden Wampen. Sind diese Minimalvoraussetzungen erfüllt, kann man Hammer & Zirkel eigentlich nur lieben - und DJ Tracksau und Dirty Dasmo, die den passenden musikalischen Rahmen abstecken, gleich mit.

Ein wahres Beat-Brett schustert Letzterer zusammen mit Zirkel zurecht, um darauf eine Partie "Planetenboccia" auszutragen. "Ich werf' den Mars Richtung Mond bis die Milchstraße platzt" – zumindest bis der Wecker klingelt. Danach fliegen eher die Milky Ways Richtung Mund, aber das macht ja auch Laune. "Wer viel essen kann, darf auch großkotzig sein."

Mit Blattsalaten braucht man Hammer & Zirkel nicht zu kommen. Sie haben aus gutem Grund gutes Gewicht zu halten: "130 Kilo nimmt man nicht ohne weiteres auf den Arm." Umgekehrt stemmen die Berliner aber allerhand, besonders gerne "Jungs Die Wo Krass Sind".

Das Durch-die-Laken-Gekullere im Titeltrack trägt zwar Ying Yang Twin'sche Züge, mutet insgesamt aber mindestens so pubertär an wie die Idee, Sidos "Arschfick-Song" in "feinstem Professoren-Hochdeutsch" als "Enddarmpenetrierungs-Musikstück" vorzutragen ("Skit 2") oder seinem Lieblingsgetränk zum Klavier ein Ständchen zu singen: "Ick liebe dir, oh Bier."

Doch wie zum Ausgleich walzen Hammer & Zirkel an anderen Stellen in einer unwiderstehlichen Charme-Offensive alles platt: "Wenn wir die Faust ballen, dann nur zum Blumenhalten", die Battle-Disziplin der Wahl heißt "Kissenschlacht".

Der größte Wurf gelingt allen Beteiligten aber mit "Eine Dame Werd' Ich Nie". Dirty Dasmo und Zirkel drechseln aus einem Chanson-Sample eine Perle von einem Beat, zugleich wuchtig, funky, beschwingt und durch und durch Revue-tauglich. Auf diesem edlen Parkett fläzen die Rapper, mit Berliner Kodderschnauze und unbekümmerter Scheißdrauf-Mentalität. "Na, war det okee?" Jede Wette: Hilde Knef hätte an dieser Verwertung ihrer Nummer ihre helle Freude gehabt.

Trackliste

  1. 1. Humoage A Trois
  2. 2. Hammertime
  3. 3. Eine Dame Werd Ich Nie
  4. 4. Planetenboccia
  5. 5. Kissenschlacht
  6. 6. Skit
  7. 7. Jungs Die Wo Krass Sind
  8. 8. Futtersynthese
  9. 9. Komm Mal Da Ran
  10. 10. Skit 2
  11. 11. Sex Sells
  12. 12. Willst Du Mit Bier Gehen
  13. 13. Outro

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