laut.de-Kritik
Hier reimt sich 666 auf Kruzifix.
Review von Yan VogelHammerfall kommen in der Musik-Sozialisation zeitlich kurz hinter dem Kindermusical "Ritter Rost". Metal an sich ist in den meisten Fällen Klischee behaftet, aber die Schweden treiben dies in Sachen Outfit und Zitate auf die Spitze. Die Devise lautet: Um Hammerfall macht man entweder einen großen Bogen oder man zieht die Spandex an und stopft sich eine Banane vorne rein.
Dabei greift das Second Hand-Image zu kurz. Ok, die Lederjacken und Ritterrüstungen stammen aus dem Fundus eines Provinztheaters. Natürlich bauen die Kompositionen auf den Klassikern auf. Auch textlich bewegt man sich auf Mittelstufenniveau kombiniert mit Manowar-tauglichem Vokabular. Spielerisch aber agiert die Band auf allerhöchstem Niveau und verkörpert die Speerspitze der Next Generation.
Zunächst lassen Hammerfall mit "Never Forgive, Never Forget" einen speedigen Opener vom Stapel. Danach folgt der Titeltrack als Midtempo-Stampfer. Spätestens hier dürfte sich erweisen, ob die Tränen der Rührung oder der Schadenfreude entspringen.
Judas Priests "Electric Eye" steht Pate für "Testify". Der Chef der Chöre, Joachim Cans, dirigiert beim vollmundig betitelten "(We Make) Sweden Rock" die Massen. "Second To One" tritt danach auf die Bremse und serviert feinsten Kitsch in Tradition der besten Doro-Balladen. "Scars Of A Generation" kreuzt die Klingen, drückt auf die Tube und könnte auch der Helloween-Hitschmiede entstammen.
"Dead By Dawn" gemahnt an das Gemächt von Flying V-König Wolf Hofmann von Accept. "Balls To The Wall" lässt grüßen. Hier reimt sich 666 auf Crucifix. Evil as fuck! Sänger Cans singt zudem dermaßen Gender-neutral, dass ihm die Alice Schwarzer-Medaille des Feminismus gebührt.
Bei "And Yet I Smile" schleichen sich Steve Harris-Melodien ins Gedächtnis. Das Saiten-Duo Dronjak/Norgren zeigt der Konkurrenz gehörig, wo der Hammer hängt. Die beiden ziehen bei "Bloodline" ordentlich von Leder und riffen beim nachfolgenden "Chain Of Command" durch das Who is Who des US-Metals.
Respekt gebührt dem Schweden-Fünfer dafür, den Metal vom Ende der Neunziger wieder auf der musikalischen Landkarte platziert zu haben. Leichte Änderungen in Sachen Artwork wie bei "Infected" oder "Chapter V: Unbent, Unbowed, Unbroken" zum Trotz bleiben sich die Templars Of Steel in ihrer Funktion als die AC/DC des trvesten True-Metalls aller Zeiten treu. Let the Hammer fall!
4 Kommentare mit 2 Antworten
Fand mal ein, zwei ihrer alten Alben gut. Mittlerweile ist es doch nur noch Schmonz.
Meddl Loide!
Nee. Nicht bei dem Crap.
Meddl Du wilde Hummel
Hammerfail!
Die Kritik liest sich gar nicht mal so schlecht aber warum vergibt die Redaktion denn nur 2 Sterne?