laut.de-Kritik
Die Atari Teenage Riot-Frontfrau mit leisen Zwischentönen.
Review von Daniel StraubBis vor nicht allzu langer Zeit war Hanin Elias als Frontfrau der Berliner Anarchoband Atari Teenage Riot das Licht der Scheinwerfer gewohnt. Die wütende Punk-Attitüde in Kombination mit einem elektronischen Noise-Wall sorgten allerorten für Aufsehen. Dass sie auch die etwas leiseren Zwischentöne beherrscht, zeigt sie dieser Tage mit ihrem inzwischen zweiten Album "No Games No Fun", für welches sie eine ganze Reihe interessanter Freunde gewinnen konnte.
So bildet "No Games No Fun" auch weniger ein monolithisch geschlossenes Werk, sondern zeichnet sich gerade durch seine stilistische Offenheit aus. Das beinahe schon laszive "Catpeople" weiß mit verführerischem Charme zu überzeugen, wie er Kim Gordon von Sonic Youth zu eigen ist. Weitaus dunkler nehmen sich da schon die Klanglandschaften aus, die in Zusammenarbeit mit Alex Hacke von den Einstürzenden Neubauten entstanden sind und an alles andere denn an "Spirits In The Sky" denken lassen.
Ihr alter Bandkollege von Atari Teenage Riot Alec Empire stimuliert Hanin Elias wohl immer noch wie früher: mit gewohnter Attitüde schimpft sie zu schweren Hip Hop-Beats vor sich hin, was aber zu aufgesetzt und platt wirkt. Überhaupt entwickelt sich die demonstrativ zur Schau getragene politische Haltung mit zunehmender Spieldauer zu einer nervenden Hypothek. Elias missionarische Ader strengt an.
Gut nur, dass ihre Mitstreiter ab und an gut in Szene zu setzen wissen, wie der japanische Noise-Pionier Masami Akita aka Merzbow, der sich gewohnt atonal gibt. Kurz vor Ende der CD schnallt sich auch noch Indie-Rock-Legende J Mascis von Dinosaur Jr. die Gitarre um und rockt mit Elias in bestem Proberaumcharme.
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