laut.de-Kritik

Eine weitere Band, die verkopft über einfache Dinge singt.

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Ist "Keine Lieder Über Liebe" tatsächlich ein Debütalbum? Für Jürgen Vogel sicherlich, aber ist für den hauptberuflichen Schauspieler diese Band überhaupt eine Band oder nur ein Projekt? Es ist ja schon die Rede von einem Allstar-Ding, wie reagieren die Beteiligten auf diese Bezeichnung?

Fakt ist, dass die Geschichte der Hansen Band allmählich eine Eigendynamik entwickelt. Ursprünglich als Nebenkriegsschauplatz einer cineastischen Beziehungskiste erdacht, sind inzwischen auch Hansen Band-Konzerte völlig ohne Kamerabegleitung in Planung. "Keine Lieder Über Liebe" bewegt sich also vom Film weg. Abgesehen von einem gleichnamigen Buch von Heike Makatsch, könnte das gleichnamige Album etwas Interessantes oder Kontinuierliches nach sich ziehen.

Der erste Eindruck enttäuscht jedoch ein wenig. Hallen die Klänge von "Kamera" oder der Single "Baby Melancholie" noch im Gedächtnis nach, finden die anderen acht Lieder den Weg direkt ins Herz. Bis das aber einer bemerkt, vergeht ein wenig Zeit. Deswegen wäre es ratsam, dem Album mindestens eine zweite Rotation zu gönnen.

Bedingt durch die Bandmitglieder, die auch für das Songmaterial verantwortlich zeichnen, klingt die Musik erwartungsgemäß mal nach Tomte, dann wieder nach Kettcar. Der Gesang aber ist absolut Hansen Band. Hier liegt sowohl die Stärke, als auch der Schwachpunkt, denn Jürgen Vogels Gesang wirkt in den langsamen Stücken mitunter schüchtern und bisweilen unsicher ("Am Strand"). Eine kleine Absicherung verschafft aber stets die Unterstützung von Uhlmann, Gebhard, Wiebusch und Schröder. Letzterer steuert drei Songs bei und auch Reimer Bustorff spendiert ein eigenes Stück. Sobald die Lieder aber an Tempo gewinnen, wie etwa bei "Sinkflug", wirkt der singende Schauspieler Vogel sicherer. Bei "Kamera" lässt er sogar den dreckigen Rocker raushängen.

Da auch alle Beteiligten eine Menge Reputation in die Waagschale warfen, liegt hier keine Grand Hotel Van Cleef B-Seiten-Compilation vor. Die Lieder passen zu einer Band, die in der Kinofassung eine echte Gruppe darstellt. Bei dem vermeintlichen Debüt ist daher auch eine Albumlänge von nicht einmal 35 Minuten vernachlässigenswert.

Es fällt allerdings schwer, sich dieser Platte unvoreingenommen zu nähern. Freunde von Kettcar, Tomte und Olli Schulz' Hund Marie liegen hier ganz sicher völlig richtig. Wer mit dem Sound aus Hamburg nichts anfangen kann, hört wohl leider nur eine weitere Band, die verkopft über einfache Dinge singt, die unendlich kompliziert zu sein scheinen. Aber verdammt, das alles klingt nicht nach Kinofilm. Das klingt echt und nicht nach Allstar.

Trackliste

  1. 1. Baby Melancholie
  2. 2. Junger Hund
  3. 3. Frankreich
  4. 4. Alles Teilen
  5. 5. Keine Lieder
  6. 6. Strand
  7. 7. 18. Stock
  8. 8. Sinkflug
  9. 9. Kreisen
  10. 10. Kamera

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