laut.de-Kritik
Nichts ist der Schutzheiligen des deutschen Schlagers heilig.
Review von Markus BrandstetterKommt Helene Fischer erst mal so richtig in Weihnachtslaune, braucht sie für die zum Himmel jubilierenden Engelsgeigen keine Midi-Sounds, synthetischen Celli, Violas und Violinen aus der Steckdose - im Gegensatz zu vielen anderen ihrer Kollegen und Kolleginnen. Wenn die Schutzheilige des Deutsch-Schlagers findet, dass es nun so richtig weihnachtet, lädt sie das London Symphonic Orchester in die Abbey Road Studios, um ein dem Feste angemessenes Album aufzunehmen. Wer hat, der hat.
Da so ein Opus auch live aufgeführt werden will, und die ganzen Stadthallen irgendwie so unfestlich daherkommen bzw. Stadien im Winter zu kalt sind, bat Helene die Londoner Symphoniker gleich zum Tête-à-tête in die Wiener Hofburg.
Die Karten waren begehrt, die Stimmung angemessen besinnlich. Den Abend ließ Helene logischerweise mitschneiden - diese klassischen Musiker im Frack bezahlen sich schließlich nicht von selbst. Auch wenn von der letzten Stadiontournee durchaus noch der ein oder andere Euro übrig geblieben sein dürfte.
Das Leben ist ein Farbenspiel, und jetzt, wo Heiligabend vor der Tür steht, glitzert alles ganz prächtig in Farben, was via Bildschirm gut rüberkommt. Die Nacht ist glockenklar und hell, alles duftet nach der Kosmetikabteilung im Einkaufszentrum. Die Arrangements, so süß wie Zuckerwatte, nagen am Zahnschmelz, bis man nach ein paar Songs bereits das Gefühl hat, keinen gesunden Zahn mehr im Mund zu haben. Alles sieht perfekt aus, alles ist erleuchtet, alles macht Karies. "Fröhliche Weihnacht überall" singt sie zu Beginn, und wir sind schon schneeblind vor lauter Glitzern.
Die Wiener Sängerknaben kommen auf die Bühne, wie sollte es anders sein: Ein Kinderchor macht alles noch ein Eck festlicher. "Oh du Fröhliche" wird angestimmt. Gnadenbringend ist das mitnichten, sondern zum Fürchten pompös. Die Fans wirds freuen: Nichts anderes erwarten sie, nichts anderes würde ihnen Helene kredenzen. Die lässt nichts aus, fürchtet sich vor nichts und nichts ist ihr heilig.
Nicht mal das Christuskind oder längst verstorbene Legenden: Sogar der arme Bing Crosby muss dran glauben. Denn wenn Helene Fischer Lust auf ein "White Christmas"-Duett mit Bing hat, dann kriegt sie das. Auch wenn Bing tot ist. Später ist Frank Sinatra dran, Ol' Blue Eyes beziehungsweise eine seiner Gesangsspuren müssen für ein Duett bei "Have Yourself A Merry Little Christmas" herhalten.
Aber Helene wäre nicht Helene, wenn sie nicht den einen oder anderen lebendigen Stargast parat hätte: Mit Ricky Martin singt sie "Last Christmas", für "What Child Is This" gibt sich Placido Domingo die Ehre - und wer wäre für "Vom Himmel hoch, da komm' ich her" nicht geeigneter als der bibelfeste Xavier Naidoo? Allerdings eingespielt, vom Album. Ist das da oben der Stern von Betlehem oder doch nur ein leuchtender Chemtrail?
35 Lieder lang dauert die Weihnachts- und Besinnlichkeitsorgie. "Little Drummer Boy" kommt mit den ganz großen Rampapapam-Chören daher, fremdsprachige Lieder wie "Jingle Bells", "Feliz Navidad", "Driving Home For Christmas", "Rudolph The Red-Nosed Reindeer" sind zu hören. Dazu deutschsprachiges Liedgut à la "Es ist ein Ros' entsprungen", "Oh Tannenbaum", "Alle Jahre wieder" und "Maria durch ein Dornwald ging". Dazwischen gutgelaunte und nahbare Musikantenstadl-Moderationen - gelernt ist gelernt.
Natürlich wird auf dem Schlagerolymp nicht gekleckert, sondern aufs Allergröbste geklotzt. Still ist hier gar nichts, alles berstet vor Kitsch, Opulenz und Pathos. Weihnachtsandacht zwischen Jesus-Krippe, leuchtendem Coca Cola-Truck und Einkaufszentrum. Alles mit ganz, ganz viel Tremolo in der Stimme - kaum auszuhalten.
Gegen Ende bleibt nicht mal Leonard Cohens "Hallelujah" (nicht unbedingt ein Weihnachtslied) verschont. Ein Song, so groß, dass ihn eigentlich nichts zerstören kann. Trotzdem fürchterlich, keine Note hat Platz zum Atmen, alles wird mit Geliermasse und Puderucker zugekleistert.
Spätestens bei "Ave Maria" haben dann sogar der Stern von Betlehem, die heiligen drei Könige und das Christuskind Zahnschmerzen. Die gebenedeite Helene Fischer bleibt sich selbst und ihren Fans nichts schuldig: Fürchtet euch sehr!
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22 Kommentare mit 36 Antworten
Hat die nicht letztens schon mit einem Album die Weihnachtslieder ausgeschlachtet? Man kanns auch echt übertreiben.
Die Helene nervt dazu noch ganz besonders mit ihrer Omnipräsenz. Sieht halt ganz gut aus und die Opis bekommen in ihrem Rollstuhl dann noch auf ihre alten Tage nen Halbharten.
Nen Halbharten? Bei Helene kriegt jeder nen Riemen, so hart wie mit Kruppstahl überzogener Wolfram, ungeachtet des Alters, der sexuellen Orientierung oder gar des Geschlechts, auf dass man das Becken der Ollen tranchieren kann wie 1 Weihnachtsgans.
Jaaaaaaaaaaaa!!! :-P
Ich bin eigentlich nie sprachlos. Nicht mal im Schlaf. Aber das hier...
Geht mir auch so. Selten so eine respektlose "Rezension" gelesen.
Genau darauf bezog ich mich auch. Gut, dass mich jemand versteht!!
Ich lese oben das Wort "laut" ^^! lol. Das sagt doch alles!
Die Rezension zum Stufio Album ging doch klar. Ich weiß nicht warum die DVD nun so zerissen wird. Weihnachten ist meist schnulzig und somit passt das Konzert zum Konzept. Man kann ihr hier nichts negatives nachsagen die Musiker leisten gute Arbeit und auch stimmlich ist sie auf der höhe und past perfekt zu diesen Liedern, besser noch als zu ihren eigenen.
offensichtlich hast du dir den kram tatsächlich angehört. das lässt auf unzurechnungsfähigkeit schliessen. lass dich bitte einweisen! schnell!
Nichts Negatives nachsagen kann? Oho! Also ich halte bei dieser aseptischen Frau mit ihrer Pseudo-Gesangsstimme keine drei Lieder durch...
Findet noch jemand, dass Harry *Der B.* M zum dem Cizzle und dieser Flo Ryan 1 süßes Popopaar abgeben würden?
"Weihnachten ist meist schnulzig und somit passt das Konzert zum Konzept."
Das ist so ein Satz, der gehört in einen Felsblock von mindestens 20 Metern Höhe eingemeißelt. Und dann gehört der Urheber dieses Satzes mit exakt diesem Felsblock erschlagen.
Gruß
Skywise
Ach du scheiße.
echt krass !!!!!! 0/5
Maria durch ein Dornwald ging ist famos. Der Rest auch OK, man weiß ja dass es ein Weihnachtsalbum ist (steht ja drauf).