laut.de-Kritik

Der Ex-Rodgau Monotone dient sich als MC bei 3p an ...

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Er hats doch tatsächlich wieder getan. Henni Nachtsheim singt. Von akustischen Badesalz-Untermalungen und sinnbefreitem Zeugs wie der Gründung der fiktiven Band The Hotz einmal abgesehen, hielt sich der ehemalige Rodgau-Frontmann mit musikalischem Output doch eher zurück. Die Fangemeinde des Hessen hat dies immer bedauert. Ob er sich durch die lautstarken Zwischenrufe zu diesem Comeback auf Albumlänge hat hinreißen lassen? Ma waas es nit.

Eigentlich ist alles beim Alten geblieben. Hennis Organ klingt immer noch so hell und glockenklar wie in alten Zeiten. Die Texte behandeln ebenfalls immer noch die Banalitäten und Kuriositäten des Alltags. Nur bewegen sich diese nicht mehr im Sponti-Umfeld der ausgehenden siebziger und achtziger Jahre, sondern im Hightech-Zeitalter, in dem es andere Themen auf die Agenda des Beobachters schaffen. Als da wären: Klonen ("Wie Säh Das Aus ...?"), Hip Hop ("Hey Moses Hey!"), Eishockey ("Kühler Kopf Und Hessisches Herz") oder technische Errungenschaften an sich ("Es Wird Zeiten Geben"). Geschichten über die neuesten Demonstrations-Erfahrungen, Polaroid-Grausamkeiten und der Stress mit den Funktionären des örtlichen Sportvereins gehören dagegen der Vergangenheit an.

Die instrumentale Begleitung kreierte Nachtsheim gemeinsam mit seinem alten Kumpel Ali Neander, der - nach wie vor bei den Monotones aktiv. Das Duo war schon früher für den Großteil der Songs zuständig. Dementsprechend bekannt klingt das Album auch. Nicht unbedingt altbacken, aber eben so, als würde man einen alten Bekannten wieder treffen, der sich in seiner Art und seinem Auftreten rein gar nicht verändert hat. Das muss im Falle Nachtsheim nichts Negatives zu bedeuten haben, schließlich blinzelt einem schon auf dem Cover der unbelehrbare Schelm aus der hessischen Nickelbrille entgegen.

Dementsprechend funktionieren auch die Songs. Unter dem Firmament des Rocks schummeln sich sogar einige Hip Hop-Versatzstücke, die im thematischen Rahmen jedoch unverzichtbar sind. Schließlich dient sich Henni als Rapper bei Moses Pelham und 3p an. Die Skills und den Flow hat er jedenfalls schon. Ab und an beschleicht einen jedoch das Gefühl, dass der sympathische Blondschopf sein Ohr nicht mehr ganz so nah am Puls der Zeit hat. Die Frage "Was ist mit Ocker?" ob der vermeintlichen Nichtberücksichtigung dieser dezenten Farbe haben gewisse Hamburger Jungs bereits 2003 und nochmals vor ein paar Tagen beantwortet.

Wenn Nachtsheim vom Musketier von Offebach-Biber singt, wünscht man ihm fast die alten Kempen Osti und Mob an die Seite, denn "Es Wird Zeiten Geben" klingt einfach zu sehr nach einem Rodgau-Revival in der alten Besetzung. Nicht schlecht, Henni, aber das gabs doch so ähnlich alles schon!

Trackliste

  1. 1. Es Wird Zeiten Geben
  2. 2. Wie Säh Das Aus ...?
  3. 3. Alles Durcheinander!
  4. 4. Ocker
  5. 5. Musketier (Grillinem)
  6. 6. Ehrliche Haut!
  7. 7. Der Kleinstmögliche Quader (Heißt Horst)
  8. 8. Hey Moses Hey!
  9. 9. Kühler Kopf Und Hessisches Herz
  10. 10. Kauf Kein Brot Bei Beleidigten Bäckerfrauen
  11. 11. Ein Lied Für Alle
  12. 12. Moderne Zeiten (Hidden Track)

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