laut.de-Kritik
Die Finnen gelten zu Recht als neue Metal-Hoffnung.
Review von Michael EdeleHey, jetzt aber mal ganz langsam. Das ist doch eindeutig ein Einstieg, wie ihn nur Apocalyptica in ihrer einzigartigen Melancholie hinlegen können. Doch kaum sind die ersten paar Takte voll süßen Schwermuts verklungen, rattert ein D-Zug, beladen mit fetten Riffs und einer derben Stimme, über dich weg.
Was ist hier los? Laufen etwa zwei CDs gleichzeitig vor sich hin? Habe ich wieder irgendein Explorer-Fenster offen, wo auf einmal ungefragt Musik reinknattert? Ganz und gar nicht! Des Rätsels Lösung nennt sich Hevein und verbindet ganz einfach derbe Thrash-Elemente sowohl mit den zarten Tönen eine Violine als auch mit klassischen Apocalyptica-Klängen. Und wenn ich von klassischen Apocalyptica-Klängen spreche, meine ich das auch so.
Kein anderer als Max Lilja, der bis Anfang 2002 noch Teil des berühmten, finnischen Cellisten-Trios war, sitzt bei Hevein hinter seinem viersaitigen Instrument und sorgt für einen gewaltigen Schuss Melancholie. Auf diesem Gebiet sind Finnen ja eh Meister, doch hier kommt etwas ganz Neues. Denn wie zuvor schon angemerkt, sorgt der Rest der Band (mit Ausnahme von Violinistin Aino) gerne mal für ein kräftiges Thrash-Gewitter wie eben beim Opener "Break Out The Hammer".
Genau wie das folgende "Worth Fighting For" - das an sich wie Apocalyptica mit Gesang klingt - und das wunderschöne "As Far As The Eye Can See", handelt es sich dabei um zumindest in Finnland schon bekannte Nummern. Auch "Only Human" stammt noch vom gleichnamigen Demo 2002. Als wäre die Instrumentierung aber nicht schon ungewöhnlich genug, stechen immer wieder orientalische Melodien hervor oder auch Leifs klarer Gesang, der nicht selten an den neuen Amorphis-Sänger erinnert.
Bei den restlichen Songs handelt es sich jedoch ausschließlich um neues Material. Da wäre zum einen "iOta" das schon etwas Poppiges an sich hat. Das kann man von "Bleed The Day" nun wirklich nicht behaupten, denn hier kreist wieder die heftige Thrash-Keule und mäht alles nieder, ehe im Chorus wieder eine tolle Melodie aufblitzt. Beim folgenden "Beg To Differ" erinnert mich Juha sogar an Diablo, doch irgendwie scheint jeder Vergleich zu hinken.
"Hold Fast" setzt ebenfalls verstärkt auf heftig rockende Gitarren, dafür kehrt mit dem instrumentalen "New Hope" erst einmal wieder etwas Ruhe ein. Die bleibt auch dem finalen "Last Drop Of Innocence" zunächst erhalten, weicht aber einer sehr eindringlichen, bedrohlichen Atmosphäre, die beinahe in Soundtrack-Dimensionen vordringt. Wer schon so ein Debüt vorlegt, hat definitiv noch einiges vor sich.
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