laut.de-Kritik
Ein Debüt mit fast zu viel Kreativität.
Review von Giuliano BenassiAuf dem Papier hat Hindi Zahra alles, um als Künstlerin erfolgreich zu sein: Ein Name, der Orientalisches vermuten lässt, einen multikulturellen Hintergrund, Vielsprachigkeit und, wie ihre bunten Klamotten verraten, die nötige Prise Originalität.
In der Tat zeigt sie mit ihrem vorliegenden Debüt ein gewaltiges Potential. Als Tochter eines französischen Militärs in Marokko aufgewachsen, fließen in ihre Musik französische und afrikanische Elemente. Als Backgroundsängerin hat sie in Paris und London Hip Hop, Jazz und Soul aufgesaugt und nun aus dem kunterbunten Haufen eine eigene Mischung kreiert.
Verträumt geht es im Opener los. Eine Akustikgitarre begleitet Zahras hohe, ausdrucksvolle, etwas kühle Stimme, Händeklatschen und Perkussionen im Hintergrund geben dem Stück eine fröhliche Note. Ein bisschen hört sich das an wie ein entspannter Manu Chao bei einer Unplugged-Session. Ein Eindruck, der im weiteren Verlauf immer wieder aufkommt.
Wie der Francospanier spielt sie mit verschiedenen Sprachen, die sie auch im selben Lied miteinander kombiniert. Ist der Text von "Oursoul" im Dialekt ihrer Mutter gehalten, mischt er sich in "Imik Si Mi" mit Englisch. Französisch kommt zwar nicht vor, doch der Einfluss der zweiten Heimat zeigt sich immer wieder in den chansonartigen Songstrukturen.
Doch Zahras Repertoire ist damit längst nicht erschöpft. Erinnert die entspannte Stimmung von "Fascination" noch an Jack Johnson, bietet "Kiss & Thrills" jazzig-verrauchte Club-Atmosphäre. Das leicht schräge "At The Same Time" trägt Spuren von Tom Waits, "Stand Up" ist spanisch angehaucht. Gekonnt verdichtet sie "Music", das mit einer Akustikgitarre beginnt, zu einem tanzbaren Stampfer.
"Handmade" ist ein interessantes Album und Zahra eine Musikerin, die nicht nur singen kann, sondern auch ein Gespür für Instrumentierung und Produktion hat. Vielleicht wollte sie auf ihrem Debüt zu viel auf einmal, weshalb die Stücke nicht so recht zusammen passen, obwohl sie, einzeln genommen, durchaus ansprechen. Eines kann man ihr aber bestimmt nicht unterstellen: Fantasielosigkeit und Mangel an Originalität. Andere hätten aus den verschiedenen Stimmungen eine halbe Karriere bestritten.
3 Kommentare
mhh, bei fast zu viel kreativität und tracks einzeln gut, zusammen passen sie nicht, werde ich ja regelrecht stutzig. ich denke mal, am ende wird es ein 4er kandidat für mich und die rezension wird nicht ganz nachvollziehbar bleiben.
gut finde ich z.b., dass es bei ihr "im opener los" geht. was wäre wohl wenn sie das album mit dem letzten lied anfangen würde? aber bunte klamotten finde ich originell man muss nicht immer schwarz oder weiß tragen lieber künstlerinnen!! lest und lernt
Ein sehr stimmiges Album wie ich finde. Lässt sich gut durchhören und hält den Vibe am laufen. Keine großen Überraschungen, keine Evergreens die sich in die Musikgeschichte meißeln. EInfach nur Gut