laut.de-Kritik

Unrhythmisches Klatschen gilt es hier zu vermeiden.

Review von

Am 11.11. beginnt die Jeckenzeit am Rhein und da liegen Musik und Heiterkeit ganz dicht beieinander. Allerdings nicht für alle Ohren zugänglich und erträglich. Ich für meinen Teil importiere kreativen Spaß und Frohsinn in diesen tollen Tagen lieber aus dem schönen Liverpool.

"Dat etwas andere Dreijestirn", würde der Kölner zu Hot Club De Paris sagen. Für schräge Rhythmen, weit entfernt vom klassischen 4/4-Takt ist das pulsierende Trio ja schon seit seinem Debüt bekannt. "Live At Dead Lake" kommt nun doppelt so verquer daher.

Während das Debüt von Anfang an ein impulsives Klangerlebnis aus Gitarre, Bass, Schlagzeug, dem erotisierenden Scouse-Akzent und sehr harmonischen Chören darstellte, klingt "Live At Dead Lake" beim ersten Mal etwas beschwerter und weniger eingängig.

Ein gutes Quäntchen Aufmerksamkeit verdient die neue Platte der Rasselbande aus Liverpool dennoch. Die vertrackten Gitarren-Parts und ungewohnte Rhythmuswechsel sind zum Glück geblieben, vielleicht wirken die hyperaktiven Musiker Paul, Matthew und Alasdair sogar noch abstrakter als vor zwei Jahren.

Vor allem wenn die ersten Gesangsharmonien mit "Call Me Mr Demolition Ball" aus den Boxen fließen, schmilzt der Mersey-Liebhaber nur so dahin und ist mehr damit beschäftigt, seine Lieblingsband zu verstehen, als sie vielleicht zu verurteilen, weil die erste Platte etwas hitverdächtiger ausfiel.

Und doch klingen Songs wie "Let Go Of Everything" oder "Hey Housebrick" ausgiebiger und mindestens genau so fröhlich wie ältere Sachen. Oder die rasante, melodiöse Gitarre in "My Little Haunting", die niemals müde wird und nur selten Akkorde spielt, der knackige Bass und das rumpelnde Schlagwerk, das stets die notwendigen Akzente setzt. Hot Club De Paris schwanken zwischen experimentellen Rock-Ideen, rebellischem Punk-Aufsehen und fröhlicher Pop-Geste ("This Thing Forever") oder covern ganz einfach mal "The Anchor" von einer ihrer Lieblingsbands Minutemen.

Der Vorliebe für originelle, möglichst lange Songtitel ist die Band ebenso treu geblieben, wie man an Titeln wie "I Wasn't Being Heartless When I Said Your Favourite Song Lacked Heart" unschwer erkennen kann. Die Begegnung zwischen Jungs und Mädchen, die Liebe und das Leben stehen textlich nach wie vor im Rampenlicht. Meist hektisch, aber mit sehr viel Zuneigung treten Hot Club De Paris den gängigen Rockern in den Arsch und provozieren auf eine sehr sympathische Art und Weise.

Kritiker und Fans neigen ja dazu, den Druck fürs zweite Album einer Band mächtig zu erhöhen. Das Liverpool-Trio ließ sich davon scheinbar nicht beeindrucken, denn "Live At Dead Lake" stellt eine gelungene, eigenständige Fortsetzung dar, die weiterhin anders klingt und sich vom staubigen Indie-Gitarrenrock-Alltag glanzvoll und abwechslungsreich unterscheidet. Unrhythmisches Klatschen gilt es hier zu vermeiden, aber bitte das Mitgrölen nicht vergessen!

Trackliste

  1. 1. Call Me Mr Demolition Ball
  2. 2. My Little Haunting
  3. 3. I Wasn't Being Heartless When I Said Your Favourite Song Lacked Heart
  4. 4. For Parties Past And Present
  5. 5. Let Go Of Everything
  6. 6. Friendship Song
  7. 7. Hey Housebrick
  8. 8. We Played Ourselves, Ain't Nobody Else's Fault
  9. 9. Boy Awaits Return Of The Runaway Girl
  10. 10. The Dice Just Wasn't Loaded From The Start
  11. 11. The Anchor
  12. 12. This Thing Forever
  13. 13. Found Sleeping
  14. 14. Sparrow Flew With Swallows Wings

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