laut.de-Kritik
Zwischen glasklar, rau, zerbrechlich, alt und amerikanisch.
Review von Vicky ButscherHier hat sich seit dem letzten Longplayer "100 Broken Windows" nicht sehr viel bewegt. Immer noch produzieren die Schotten krachige Musik, die in ihrem Kern jedoch eine Zerbrechlichkeit zutage legt, welche mit dem anfänglich dominant-lauten Eindruck so gar nicht zusammen passt. Doch sie kriegen es unter einen Hut. Und es passt, wie der Deckel auf den Topf.
Das, was die Songs in ihrem Kern ausdrücken, verlangt nach ruhiger Musik. Idlewild packen jedoch bei den meisten Stücken ein Gitarrenbrett drunter. Das stört nicht wirklich. Mir persönlich gefallen dennoch die reduzierten, akustischen Songs wesentlich besser. Sie geben die Stimmung passender wieder.
Die Vocals lassen vermuten, dass hier der Text zuerst da war. Frei nach dem im Cover abgedruckten Motto "Support Your Local Poet" scheint Roddy Woomble hier zu agieren. Es wirkt, als bastele er erst später liebenswert holprig eine Melodie um die vorher erstellten Texte. Dazu kommt seine Stimme: Sie schwankt zwischen glasklar, rau, zerbrechlich, alt und amerikanisch. In einem Wort - interessant.
Die Lyrics stellen Fragen, welche meist offen bleiben. Wer bin ich? Was will ich und was nicht? Das sind die grundlegenden Themen, die im letzten Song "In Remote Part/Scottish Fiction" zusammen gefasst werden. "In the beginning, there were answers/Then they came along and changed/All these questions and their answers seem to change". Dieser ist gleichzeitig die Perle des Albums, lässt das Gitarrenbrett mal weg. Hier zeigen Idlewild, wie empfindlich und zart sie eigentlich sind.
Noch keine Kommentare