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laut.de-Biographie

Ikke Hüftgold

"Ich mach' Ballermann-Musik und singe sehr schöne Lieder über das Leben." Mit Perücke und Trainingsjacke bedient Ikke Hüftgold von Mallorca bis Kroatien die Nachfrage nach schlüpfrigem Liedgut. Er würze seine Schlager "mit Witz, manchmal sogar mit Charme", wie er gegenüber "Erzähl Mir Was Neues" betont, auch wenn es "natürlich auch um Alkohol und Brüste" gehe. Dem Rausch seines Publikums kann er sich nur selten hingeben: "Ich bin eher Workaholic als Alkoholiker, weil ich unheimlich gerne arbeite, Kinder habe, eine hohe Verantwortung für fast 50 Mitarbeiter in meinen Betrieben."

Konzert-Absage: Ikke Hüftgold vs. Michael Wendler
Konzert-Absage Ikke Hüftgold vs. Michael Wendler
Kein Platz für Geschwurbel. Der Ballermann-Star stoppt Bühnen-Comeback des Verschwörungserzählers im Dorf Münsterland in Legden.
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Dabei hat Matthias Distel, so der bürgerliche Name des 1976 in Limburg an der Lahn geborenen Ikke Hüftgold, einen ganz anderen Weg für sich vorgesehen. Schon in seiner Schulzeit betätigt er sich als Frontmann einer Heavy-Metal-Band. Nach Abitur und Zivildienst wechselt er in den Deutschrock und ihm gelingen "ambitionierte Auftritte und Erfolgserlebnisse", doch reicht es "nie zum letzten Schritt", wie er zugeben muss. 2006 zerbricht seine Band und er gibt die "ernsthafte Musik" auf. Stattdessen schreibt er fortan Kinderhörspiele, bis ihn die Wette eines Freundes auf den Ballermann-Pfad führt.

"Niemals, Ballermann ist das asozialste. Das braucht kein Mensch", sei seine erste Reaktion gewesen. Doch sein Debütsong "Saufen Ist Scheiße, Doch Wir Machen's Trotzdem" bringt ihm eine Einladung nach Mallorca ein. 2009 tritt er erstmals im "Bierkönig" auf und avanciert mit drei Auftritten pro Woche schon bald zum meistgebuchten männlichen Sänger auf der Balearen-Insel. Der von ihm als "intelligent lustig" beschriebene Brachialsong "Dicke Titten, Kartoffelsalat" bringt den Durchbruch. An der Seite von Willi Herren steigt er mit " So gehn die Gauchos (So gehn die Deutschen)" erstmals in die Charts ein.

2016 veröffentlicht Ikke Hüftgold sein erstes Album "Ballerpunk". Zunehmend setzen Kolleginnen und Kollegen auf seine Qualitäten als Texter und Produzent. So kommen Thomas Anders, Mia Julia, Jürgen Milksi oder Willi Herren in den Genuss seiner Hit-Formel. Für Lorenz Büffel produziert er "Johnny Däpp", was ihm eine Platin-Schallplatte einbringt. Um Schlager-Musik gezielt zu fördern, gründet er das Label Summerfield Records. Sein zweites Soloalbum veröffentlicht er im Sommer 2020 unter dem Titel "Dicke Hits Und Kartoffelsalat Aus Dem Märchenland".

Ikke Hüftgold - Nummer Eins Aktuelles Album
Ikke Hüftgold Nummer Eins
Niveau ist keine Creme.

Selbst nach vielen erfolgreichen Jahren in der Schlager-Branche hadert Distel noch immer mit seiner Rolle. "Ich möchte auf der einen Seite erfolgreich sein, in dem Bereich, den ich mir aufgebaut habe", erzählt er im SWR-Interview, "Auf der anderen Seite möchte ich aber auch ernst genommen werden als Mensch, als Familienvater, bei meinen Kindern, in der Öffentlichkeit." Er hinterfrage sich und seine Arbeit ständig, führe nebenbei seinen Gartenbaubetrieb als Back-Up weiter. Als ernsthafter Gesprächspartner tritt er etwa bei "hart aber fair" zum Thema Massentourismus in Erscheinung.

2021 will er sich von seiner Figur trennen, um erneut eine Laufbahn als Rockmusiker anzuvisieren. Doch schon im Mai liefert er mit "Ich Schwanke Noch" einen zweideutigen Kommentar auf seinen Rücktritt. Mit Songs wie "Hey Mallorca (Wir Sind Da)" oder "Muschis Gracias" mit den 257ers findet er zurück in die Ballermann-Spur. Weniger harmonisch verläuft seine Zusammenarbeit mit Sat1. Nach Dreharbeiten zum Format "Plötzlich Arm, Plötzlich Reich" wirft er dem Sender und der Produktionsfirma Imago TV vor, eine "gewissenlose Quotenjagd auf dem Rücken missbrauchter Kinder" zu betreiben.

Im folgenden Jahr gelingt ihm als Mann hinter "Layla" von DJ Robin und Schürze ein Meisterstück. Der Ballermann-Song über eine "Puffmama" steht bereits auf Platz 1 der Single-Charts, als einige Veranstalter das Lied als zu sexistisch für ihre Volksfeste erachten. Es entspinnt sich eine absurde Sommerlochsdebatte über Kunstfreiheit, an der sich von Gzuz bis zum Bundesjustizminister die halbe Republik beteiligt. Für Ikke Hüftgold hätte dem Song nichts Besseres passieren können, auch wenn ihm für die Aufregung das Verständnis fehlt: "Das ist eine Art Satire. Das ist ein humorvoller Umgang mit Sexualität."

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