laut.de-Kritik
Göttlich, unglaublich vertrackt und abwechslungsreich.
Review von Michael EdeleDer Titel zum aktuellen Into Eternity-Werk hätte mit "The Incurable Tragedy" nicht passender und nicht tragischer gewählt werden können. Das letzte Gründungsmitglied Tim Roth hat die vergangenen beiden Jahre mit dem Verlust mehrerer ihm sehr nahe stehender Menschen zu kämpfen. Drei davon tauchen in den entsprechend benannten Titeltracks auf.
Pure und zu Tränen rührende Melancholie verströmt der auf Klavier, Streichern und der Stimme von Stu Block basierende erste Teil der Trilogie, der wohl den Tod des ersten der beiden Brüder thematisiert, die beide kurz hintereinander an Krebs starben. Der zweite Teil setzt auf die zwei herrlich miteinander harmonierende Akustikgitarren und einen stark gedoppelten, zwischen sanft und emotional schwankenden Gesang. Der letzte, wohl seinem Vater gewidmete Teil, klingt von der Grundstimmung her eher ruhig, baut allerdings auf elektrische Gitarrenmelodien, um dafür auf den Gesang komplett zu verzichten. Die ausklingende Flatline hat jedenfalls etwas zutiefst berührendes.
Dass Tim bei der Verarbeitung seiner Gefühle nicht nur Trauer, sondern auch jede Menge Wut auf Gott, das Schicksal oder was auch immer verspürt haben dürfte, hört man der Scheibe an. Ein leiser Herzschlag leitetet das Intro ein, danach geht "Tides Of Blood" in die Vollen und wechselt zwischen an WatchTower erinnernden Parts und etwas eingängigeren Melodien hin und her. Die beiden Neuen im Into Eternity-Team glänzen mit herausragenden spielerischen Fähigkeiten. Das Songwriting der Bands ist nach wie vor exzellent. Allein die hohen Screams von Stu sind immer noch Geschmackssache.
Vielleicht eine Spur straighter, aber nicht weniger wahnwitzig gehen Songs wie "Spent Years Of Regret" oder das göttliche, unglaublich vertrackte und abwechslungsreiche "Diagnosis Terminal" ab. Man muss kein Genie sein, um das textliche Konzept der Scheibe zu entdecken. Das instrumentale Intermezzo "Symptoms" drückt den Kampf der Betroffenen gegen die Auswirkungen der Krankheit wahrscheinlich besser aus, als es Worte hätten tun können.
Die erwähnten Parallelen zu WatchTower treten auch bei "Indignation" oder "Time Immemorial" auf, sind aber meist nur von kurzer Dauer. Ganz so verkopft gehen die Kanadier nicht an ihre Stücke ran, sondern legen eher wert auf kleine aber feine Melodien. So geht "A Black Light Ending" instrumental ab wie Sau, Stus Gesang nimmt jedoch in den Strophen ein wenig das Tempo raus. Der Wechsel zwischen seiner klaren Stimme, derben Growls und Black Metal-artigem Gekeife sorgt für zusätzliche Dynamik.
Auch das fast schon sarkastisch betitelte "One Funeral Hymn For Three" soll nicht unerwähnt bleiben, sind die Jungs hier doch stellenweise so nah am Thrash, wie bei keiner andern Nummer. Das alles macht "The Incurable Tragedy" zu einer wahren Ausnahme-Scheibe und rechtfertigt für manch Einen wohl die Höchstwertung.
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