laut.de-Kritik
Zwischen Roots & Culture und Flaschendrehen.
Review von Dani FrommVorbereitet zu sein, hat noch selten geschadet. Mit der sein Debüt zierenden Aufforderung "Be Prepared" bricht sich ein Künstler Bahn, der in bisher selten zu Ohren gebrachter Weise Roots-Reggae mit R'n'B-, Pop-, Gospel- und sogar Rock-Elementen verquickt und dabei seine größte Stärke - die Melodien - bereits im Namen trägt.
Bei Jamelody handelt es sich um einen Spätberufenen. Die inbrünstig empfundene Spiritualität, die Nummern wie "Give Thanks" durchzieht, brachte ihm erst seine Lebensgefährtin nahe. Vorher vergnügte sich der Mann aus Trinidad und Tobago eher in R'n'B-Gefilden. Diese Wurzeln schimmern deutlich sichtbar an vielen Stellen durch.
Entrichtet "Ithiopia" noch einen ganz klassischen Gruß an Mama Afrika, das Land der Väter, flackert der eindringliche Reggae-Groove, der "Be Prepared" oder das kritische, soziale Ungleichheiten beleuchtende "Pressure" durchzieht, in "Give Thanks" noch einmal auf. Der von Bobby Digital Dixon geschaffene Riddim mag Fans von Gentleman dessen Version "Dem Gone" ins Gedächtnis zurück rufen.
Im weiteren Verlauf verliert sich der Roots & Culture-Gedanke vorerst vollständig. Für "When The Saints Go To Worship" versetzt Jamelody eine traditionelle Gospel-Nummer in einen Streicher-verbrämten Pianoballadenkontext. Kirchenliedchen trifft Schmachtfetzen: Erwies sich die Stimme nicht als gar so angenehm, ich empfände diese Kombination doch als äußerst anstrengend.
Love-Songs bergen per se bereits eine gewisse Schwülstigkeit. Solches dann, wie in Joy" oder "All That I Prayed For" geschehen, in poppige Gewänder zu stecken oder - noch schlimmer - mit E-Gitarren in Richtung Kuschelrock zu rudern ("Since You've Been Away"), riecht verstärkt nach Stehblues und Flaschendrehen und passiert zudem leider mehrfach die Grenze zu Belang- und Gehaltlosigkeit.
Um Welten entzückender gerät da "It's So Hard To Say Goodbye To Yesterday". Ursprünglich aus dem Repertoire der Boyz II Men, weckt der harmonische, durch und durch versierte A-capella-Vortrag Assoziationen an Formationen wie die Impressions. Jamelodys getragener Gesang, der eine innere Stärke verrät, die trotz all seiner Zurückhaltung mitreißt, entfaltet sich hier ganz exzellent.
Um Eindringlichkeit zu erlangen, muss Jamelody niemandem mit den Füßen voran ins Gesicht springen. Fast schüchtern wirkt sein Vortrag beispielsweise in "Pressure" und fesselt so doch besonders die Aufmerksamkeit. Flankiert von Natural Blacks ("High Grade") oder einem Funken sprühenden Capleton ("Burn Dem Up") kommt er dann vollends aus dem Quark und packt seinem eigenen, hie und da etwas gebremstem Vortrag eine Schippe Dynamik drauf.
Die tuckernden Basslinien und gut gelaunten Bläser von Reggae-Rhythmen, wie sie gegen Ende nochmals aufgefahren werden, stehen Jamelody wesentlich besser zu Gesicht als Pop-lastige Schwärmereien. Den Entschluss "Moving Away", der "Be Prepared" einen hübschen Ausklang beschert, möchte man da fast ein wenig bedauern.
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