laut.de-Kritik
Der Acid-Spacecowboy ist auf den Straßen angekommen.
Review von Eberhard DoblerDer Acid-Fusion-Spacecowboy ist nach einigen Höhenflügen auf den Straßen angekommen. Zumindest auf dem Cover seiner neuen Scheibe. JK lässt sich schwarz-weiß in Hinterhöfen ablichten. Und tatsächlich finden sich auf "Dynamite" Töne, die seinen Disco-Streetstyle widerspiegeln.
Jamiroquais stilistische Ausrichtung ist auf dem sechsten Album grundsätzlich dieselbe: perfekt verpacken sie Soul, Funk und Club mittels umfangreichen Instrumentariums, überwiegend positiv gestimmter Harmonien und elektronischer Reminiszenzen an die UK-Dance-Szene. Ein paar Neuerungen gibt es dennoch. So tritt die verspulte Single "Feels Just Like It Should" mit ihrem Lo Fi-Funkrock zu Beginn ungewohnt rüde die Disco-Türe ein.
Gitarrist Rob Harris packt hier zu geerdetem Drum-Groove, Laser-Fiep-Elektronik und einem kurzen, irritierenden 80er-Synthie-Intermezzo Gitarrenspuren aus, die von rotzig bis filigran die Studioluft zerschneiden (Harris ließ es schon auf "A Funk Odyssey" ab und an ordentlich brummen). Danach stößt die Platte den gemeinen Jamiroquai-Fan weniger vor den Kopf. Und prompt wird Jay Kay Stagnation auf hohem Niveau vorgeworfen - wie bei jedem Release.
Das liegt einerseits an der stets astreinen, von Vollblut-Muckern vorgenommen Produktion. Und diesmal vor allem an der Tatsache, dass der ungeschliffene Sound der Single nicht öfter rumpelt. Zu mehr harten Tracks können sich die Briten einfach nicht durchringen. So kommt einzig "Black Devils Car" noch als straighter Up-Tempo-Rocker daher. "Seven Days In Sunny June" überrascht dagegen mit sonniger Singer-Songwriter-Gitarre. In der Mitte setzt die Platte überwiegend auf Jamiroquai-Standards, auch wenn Harris die Rock-Gitarre zuweilen anwirft.
Die Bass-Maschinen der schnelleren Nummern "Electric Mistress" und "Love Blind" grooven im UK-Dance-Kontext, und "Dynamite", "Starchild", "(Don't) Give Hate A Chance" oder "Talullah" liefern die bekannte Mixtur aus moderner Disco und Liebessong. Dennoch: Wer Jamiroquais anspruchsvollen Groove, ihr exzellentes Songwriting und die geschmeidige Art, Live-Instrumente und Programmierung zusammenzubringen, nicht würdigt, hat wohl definitiv nicht den Funk.
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