laut.de-Kritik

Melodiöse Arrangements, tanzbare Grooves und verzerrte Riffs.

Review von

Jay Kays Combo macht sich derzeit rar. Das hat seinen Grund. Die Briten wollen nach dem Auslaufen des Vertrags mit SonyBMG zukünftig auf demselben Distributionsweg wie Radioheads wandeln. Die Arbeiten am neuen Material dürften schon angelaufen sein, da kommt via Eagle Vision doch noch ein regulärer Release auf den Tisch: Jamiroquais zweite Live-DVD.

Eine ziemlich durchsichtige Aktion, könnte man meinen, zumal in der umsatzträchtigen vorweihnachtlichen Zeit. Andererseits stellt Jamiroquais Konzert im Rahmen des renommierten Montreux Jazz Festivals nicht irgendeinen Auftritt dar. Um dort zu spielen, muss man schon talentiert sein oder zumindest sein Handwerk gut beherrschen.

Der Gig, der in sehr guter Ton- und Bildqualität auf den Schirm kommt, zeigt, weshalb Jamiroquai am 16. Juli 2003 schon zum dritten Mal eingeladen wurden. Die Jungs sind nicht nur auf Platte tight, sondern auch live perfekt. Jay, der linkshändige Topdrummer Derrick McKenzie, Basser Nick Fyffe, Gitarrist Rob Harris und Kollegen grooven wirklich verdammt exakt.

"Bon soir", ruft Jay zum elektrisch roughen Funk-Groove von "Use The Force" ins Auditorium Stravinski - und Jubel schallt zurück. Fortan sieht man Hits wie "Canned Heat", "Cosmic Girl", "Blow Your Mind" oder "Love Foolosophy" fast besser als das durch einen breiten Fotograben vom Geschehen getrennte Publikum. Die Kameras sind zuweilen so nah an den Musikern dran, als sei man selbst auf der Bühne gestanden.

Neben der Stimmung kommt auch die Klasse der Band und ihrer Songs zum Tragen. Das Zusammenspiel von schwebender Atmosphäre, melodiösen Arrangements, tanzbaren Grooves und verzerrten Riffs gelingt wie von selbst. Jamiroquais grundsätzlich mit positivem Vibe ausgestattete Stücke eignen sich fürs Radio genauso wie für improvisierte Jams. Schön zu sehen, dass bei "Travelling Without Moving" alle aufs Kommando ihres Chefs warten bzw. auf der Bühne kommunizieren.

Mit der starken Rhythmusgruppe Derrick McKenzie/Sola Akingbola (Percussion) und den flirrend mächtigen Sounds des Keyboarders Matt Johnson im Rücken spielt Jay seine Fähigkeiten auch voll aus - einen beweglicheren und dennoch stimmsichereren Frontmann dürften nicht viele Bands haben. Die Rampensau hat dabei auch kein Problem, dem Bassisten den selbstgebastelten Space Cowboy-Hut eines Fans aufzusetzen, um ihm anschließend Ähnlichkeit mit einem mongolischen Ziegenhirten zu attestieren.

Nach dem abschließend schneller gespielten "Deeper Underground" wartet in der Extra-Sektion zum direkten Vergleich ein zwölf Minuten langes "Space Cowboy", aufgenommen bei Jays erstem Montreux-Auftritt 1995. Mit weniger Bühnenaufwand, ohne Fotograben und mit Joint auf der Bühne schließt der Track eine Konzertdoku ab, die den Titel auch verdient. Schade nur, dass es damals die Songs von "Dynamite" noch nicht gab.

Trackliste

2003

  1. 1. Use The Force
  2. 2. Canned Heat
  3. 3. Cosmic Girl
  4. 4. Little L
  5. 5. Blow Your Mind
  6. 6. High Times
  7. 7. Travelling Without Moving
  8. 8. Butterfly
  9. 9. Shoot The Moon
  10. 10. Soul Education
  11. 11. Just Another Story
  12. 12. Mr Moon
  13. 13. Alright
  14. 14. Love Foolosophy
  15. 15. Deeper Underground

1995

  1. 16. Space Cowboy

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1 Kommentar

  • Vor 17 Jahren

    Jeder eingefleischte Jamiroquai fan kennt die wahrheit ....
    Die einst so gute acid jazz band wandelt seid dem abgang von wichtigen bandmembern (allen voran stuart zender und wallis buchanan) auf downhill pfaden :).
    Zu allem überfluss hat sich jason stimme in den ganzen jahren verändert ;/
    Ist wahrseinlich auf den exsessiven drogen,alkohol und zigarettenkonsum zurückzuführen...
    er ist nicht mehr in der lage viele der hohen noten in "seinen" songs zu singen ;/ welch schande!!