laut.de-Kritik

Die sexy Grandma hat die Standing Ovations verdient.

Review von

Jane Birkin und Serge Gainsbourg veröffentlichen im Frankreich des Jahres 1969 das lasziv-provokante "Je t'aime moi non plus". Der mieslaunige Gainsbourg, damals ein erfolgreicher Popstar, und die zerbrechliche Birkin avancieren damit zum Stadtgespräch und zur Legende in den Pariser Szene-Bars der 68er. Die Aufnahme verkauft innerhalb weniger Monate über eine Million Exemplare, das ungleiche Paar ziert die Titelseiten der Gazetten.

34 Jahre nach diesem erotischen Ereignis beschließt die sexy Grandma, einige Gainsbourg-Songs neu zu bearbeiten, um sie "der jüngeren Generation nahe zu bringen." Der algerische Geiger Djamel Benyelles schafft dafür eine orientalische Atmosphäre, die mit ihrem französischem Chanson-Charme kokettiert. Ineinander aufgehend wie verschwitzte Leiber vervollkommnen sie sich zu einer erhabenen Einheit. Musikalisch penetriert wird die Protagonistin zusätzlich von Aziz Boularouy (Perkussion), Fred Maggi (Piano) und Amel Riahi el Mansouri (Laute).

"Arabesque" wird schon bei der Uraufführung beim Schweizer Nyon-Festival mit Standing Ovations geehrt. Die Live-Aufnahme aus dem Pariser Odéon-Theater liegt nun als CD und DVD vor. Im laufenden Jahr tourt der Organismus durch Frankreich, Deutschland, Spanien, Italien, Asien und nach New York, um seine friedlich-berührende Show einem breiten Publikum zu präsentieren. Jane Birkin hat ihren Frieden mit Zeit und Raum gefunden!

Das war nicht immer so. 1981, nach zwölf gemeinsamen Jahren, verlässt Jane Birkin den Popstar Gainsbourg, ihre geistige Bande aber ist trotz geografischer Trennung unkaputtbar. 1990 widmet Serge ihr sein letztes Album "Amours Des Feintes". Ein Jahr darauf stirbt Frankreichs großes Musik-Idol. Jane ist am Boden zerstört und beschließt ihre musikalische Karriere zu beenden. "Ich werde nicht mehr singen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit irgendjemand anderem eine Aufnahme zu machen."

1998 wird sie ihrem Versprechen untreu und veröffentlicht "A la légère", zu dem u.a. MC Solaar eine Komposition beisteuert. "Ich werde kein Wort mehr über dich singen / Das ist besser so / In der Zukunft werden andere mich zum sprechen bringen" ist die entscheidende Textzeile des Albums, mit dem Jane ihrer Trauer um Serge Gainsbourg ein Ende bereitet. Es gibt Versprechen, die, nicht zu brechen, die wahre Sünde wäre.

Trackliste

  1. 1. Elisa
  2. 2. Et Quand Bien Même
  3. 3. L'amour De Moi
  4. 4. Couleur Café
  5. 5. Anno 'Close To The River'
  6. 6. Dépression Au Dessus Du Jardin
  7. 7. Valse De Melody
  8. 8. Haine Pour Aime
  9. 9. Amours Des Feintes
  10. 10. She Left Home
  11. 11. Les Dessous Chics
  12. 12. Les Cles Du Paradis
  13. 13. Fuir Le Bonheur
  14. 14. Comment Te Dire Adieu
  15. 15. Baby Alone In Babylone
  16. 16. La Javanese

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1 Kommentar

  • Vor 16 Jahren

    Schöne Review - aber das nächste Mal vielleicht vorher die angestaute sexuelle Energie ableiten. Dann bleiben dem Leser Bemerkungen wie "Ineinander aufgehend wie verschwitzte Leiber vervollkommnen sie sich zu einer erhabenen Einheit. Musikalisch penetriert wird die Protagonistin zusätzlich ..." erspart.