laut.de-Biographie
Jane Birkin
In der britischen Hauptstadt London erblickt Jane Birkin am 14. Dezember 1946 das Licht der Welt. Mit 17 betritt sie zum ersten Mal eine Bühne. Bereits drei Jahre später spielt sie in Michelangelo Antonionis skandalträchtigem Kultfilm "Blow Up" eine wichtige Rolle als Nacktmodell, die dem Film die goldene Palme bei den Filmfestspielen in Cannes und ihre Karriere richtig in Schwung bringt. Dank ihrer verführerischen Ausstrahlung tritt sie in harte Konkurrenz zu der gut gebauten Brigitte Bardot und reift zum ersten 'tittenlosen' Sexsymbol der Endsechziger.
Den französischen Popstar Serge Gainsbourg lernt sie während eines Filmprojekts zuerst hassen, dann lieben. Gemeinsam veröffentlichen sie im prüden Frankreich des Jahres 1969 den lasziv gestöhnten Song "Je t'aime moi non plus". Der mieslaunige Gainsbourg und die zerbrechliche Birkin avancieren damit zum Stadtgespräch und zur Legende in den Pariser Szene-Bars der 68er. Die Aufnahme verkauft innerhalb weniger Monate über eine Million Exemplare, das ungleiche Paar ziert die Titelseiten der Gazetten.
Während der 70er veröffentlicht Jane mehrere Alben mit und ohne Serge Gainsbourg, spielt in etlichen Kinoproduktionen und erarbeitet sich einen exzellenten Ruf als geheimnisvolles Sexsymbol. Nach zwölf gemeinsamen Jahren verlässt Jane Birkin 1981 den Popstar, ihre geistige Bande aber ist trotz geografischer Trennung unkaputtbar. Mit ihrem neuen Partner, dem Regisseur Jacques Doillon, veröffentlicht sie während der 80er einige bedeutende Filme, in denen sie ihre Glaubwürdigkeit als seriöse Schauspielerin mit dramatisch ausgefeilten Rollen unter Beweis stellt. 1987 erscheint ihr Album "Lost Song". Jane Birkin ist zu erfüllten Künstlerin gereift, die das Image der ewig Jugendlichen erfolgreich abgestreift hat. Ihre cineastische Karriere umfasst bisher (Stand 2003) 74 Filme u.a. mit Romy Schneider, Brigitte Bardot, Alain Delon und Peter Ustinov ("Tod auf dem Nil").
1990 widmet Serge ihr sein letztes Album "Amours Des Feintes". Ein Jahr darauf stirbt Frankreichs großes Musik-Idol. Jane ist am Boden zerstört und beschließt ihre musikalische Karriere zu beenden. "Ich werde nicht mehr singen. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, mit irgendjemand anderem eine Aufnahme zu machen." 1998 wird sie ihrem Versprechen untreu und veröffentlicht "A la légère", zu dem u.a. MC Solaar eine Komposition beisteuert. "Ich werde kein Wort mehr über dich singen / Das ist besser so / In der Zukunft werden andere mich zum Sprechen bringen" ist die entscheidende Textzeile des Albums, mit dem Jane ihrer Trauer um Serge Gainsbourg ein Ende bereitet.
2002 beschließt sie, einige Gainsbourg-Songs neu zu bearbeiten um sie "der jüngeren Generation nahe zu bringen." Der algerische Geiger Djamel Benyelles schafft dafür eine orientalische Atmosphäre, die mit ihrem französischem Chanson-Charme auf dem 2003 erscheinenden Album "Arabesque" kokettiert. Die Platte erreicht in Frankreich Goldstatus und für ihre Live-Shows erhält Birkin ab der Uraufführung beim Schweizer Nyon-Festival Standing Ovations. Doch anstatt sich auf ihren frischen Lorbeeren auszuruhen, nimmt die Sängerin ein neues Albumprojekt in Angriff.
Unter der Ägide des Produzenten Renaud Letang, der schon zwei Studioalben von Manu Chao produzierte, und des in Berlin ansässigen Kanadiers Gonzales, nimmt sie mit Pop-Prominenz aus dem In- und Ausland Duette auf. Das Ergebnis hört auf den Namen "Rendez-Vous" und beinhaltet Kooperationen mit Manu Chao, Brian Molko, Bryan Ferry und Beth Gibbons und erntet positives Kritikerecho.
2006 möchte Birkin einen neuen Anlauf starten. Nebenbei erfährt man, dass "Rendez-Vous" doch nicht die hohen Erwartungen erfüllte, die die Künstlerin sich selbst auferlegte. Zu hin- und hergerissen zwischen den unterschiedlichen Sprachen, habe sie sich gefühlt, heißt es. Auch zwischen Frankreich und England. Folgerichtig heißt der erste Song auf ihrem nächsten Album "Fictions" auch "Home" und stammt aus der Feder von Neil Hannon (Divine Comedy). Von elf Songs sind nun nur noch vier auf französisch. Ihr Zuhause hat sie weder in England noch in Frankreich, sondern in den Herzen derer gefunden, die sie lieben: "Die meiste Zeit meines Lebens war ich entwurzelt. Es ist ziemlich wagemutig von mir, aber ich wollte herausfinden, ob ich mehr bin als bloß eine Sängerin unter vielen. Als ich das Album anfing, hatte ich ein Ziel, doch irgendwann verwandelte es sich in ein Abenteuer, das mich dahin zurückbrachte, wo ich jetzt bin", so die Künstlerin.
Aha. Zumindest liegen ihr die verschiedensten Komponisten immer noch zu Füßen. So eilte Beth Gibbons wieder herbei, ebenso Rufus Wainwright, The Magic Numbers und Dominique A. Außerdem covert Birkin Songs von Tom Waits und Neil Young. Als besonderen Coup darf wohl ihre Verpflichtung des als wählerisch geltenden Johnny Marr angesehen werden, der auf der Hälfte der Platte für die Gitarren-Arrangements verantwortlich zeichnet. Für das Serge Gainsbourg-Tribute-Album "Monsieur Gainsbourg Revisited" nimmt Jane Birkin bereits an Weihnachten 2005 mit Franz Ferdinand die Komposition "A Song For A Sorry Angel" neu auf.
2018 veröffentlicht sie ihre Biografie "Munkey Diaries", in der sie u.a. ihre Leukämie-Erkrankung aus den 90er Jahren thematisiert. Ende 2021 erleidet sie einen leichten Schlaganfall. Am 16. Juli 2023 stirbt die Musikerin und Schauspielerin in Paris. Die Bestätigung ihres Todes kommt vom französischen Kultusministerium. Frankreichs Präsident Macron würdigt sie als Ikone des Landes. Jane Birkin hinterlässt drei Kinder aus ihren Beziehungen mit Gainsbourg und dem Regisseur Jacques Doillon.
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