laut.de-Kritik

Gainsbourgs Muse findet nach wie vor genügend Gönner.

Review von

Im ersten Moment dachte ich schon, sie hätte es wieder getan. Duette aufgenommen. Mit internationalen Stars. Ihre glockenhelle und viel zu selten gehörte Stimme mit sehr oft gehörten in den Dienst smarter Pop-Chansons gestellt, wie schon 2004 auf "Rendez-Vous". Doch Jane Birkin wollte diesmal einen Schritt weiter gehen und die Fremdkompositionen weitgehend alleine einsingen.

Mit dem Engagement von Johnny Marr als Gast-Gitarrist gelang der Grand Dame des Chanson Francaise ein ähnlicher Coup wie weiland Amerikas gealtertem Bad Girl Nancy Sinatra, für die ab und an Marrs Ex-Bandkollege Morrissey komponiert. "Er ist so reizend, er wollte das unbedingt machen. Seine Arbeit ist ein Juwel", schwärmt die Französin über Marr, dessen zurückhaltende Akkordarbeit der Melancholie Birkins äußerst zuträglich ist.

Wie auf "Rendez-Vous" wirken auch die Produzenten Renaud Letang und Gonzales wieder mit, letzterer belegt mit dem süffigen Lounge-Pop von "Living In Limbo" einmal mehr seine kompositorischen Fähigkeiten. Gemeinsam mit der Disco-Nummer "Où Est La Ville" (Dominique A) verlässt dieser Song die Spur der ansonsten zart-besinnlichen Songpalette, ohne aber aus dem Rahmen zu fallen. Birkin selbst überzeugt erneut vor allem in der Wahl der Komponisten; die beim Klang ihrer Stimme scheinbar gar nicht anders können, als Maßarbeit abzuliefern. Einer dieser Exemplare ist Rufus Wainwright, dessen Kinks-inspirierter Song "Waterloo Station" sich wunderbar auf Birkin übertragen lässt. Ähnliches ist von ihrer "Alice"-Version zu sagen, die erst gar keine Sehnsucht nach dem an und für sich unumstößlichen Grummel-Maultier Tom Waits auslöst.

Die neuerliche Zusammenarbeit mit Beth Gibbons gerät erwartungsgemäß traurig, erfüllt die hohen Ansprüchen aber nur in Maßen. Mit atmosphärischer Tiefe überzeugt ausgerechnet die leise Kollaboration mit den vorlauten Hippiekindern der Magic Numbers, die man eigentlich hinter dem Frühlingspop von "Home" vermutet hätte. Das war allerdings die Divine Comedy. Die französischen Beiträge sind mit vier Songs diesmal recht schmal ausgefallen, was den Fans ihrer Wahlheimat mal wieder sauer aufstoßen dürfte. Andererseits gibt Birkin bei den englischsprachigen Songs beinahe die bessere Figur ab. Für das kommende Serge Gainsbourg-Tribute-Album dürfen wir uns dann über ein großartiges Duett mit Franz Ferdinand freuen ("A Song For A Sorry Angel").

Trackliste

  1. 1. Home
  2. 2. Alice
  3. 3. Living In Limbo
  4. 4. Waterloo Station
  5. 5. My Secret
  6. 6. Où Est La Ville
  7. 7. Steal Me A Dream
  8. 8. Sans Toi
  9. 9. Harvest Moon
  10. 10. La Reine Sans Royaume
  11. 11. Image Fantôme ? Pavane Pour Une Infante Défunte

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