laut.de-Kritik

Zärtlich, aber wenig wagemutig.

Review von

Für seine Rolle im Indie-Film "Shortbus" (2006) wurde dem Texaner nach Jahren der kommerziellen Erfolglosigkeit endlich das Wohlwollen der Kritiker zuteil. Der Filmsong "Soda Shop" bescherte schließlich überwältigende Aufmerksamkeit, die endlich die unverhoffte Karriere als Musiker anstieß.

Der Singer/Songwriter Brannan schnallt sich die Gitarre um und setzt auf reduzierte Folkpop-Arrangements, deren Melodien er mit kaum zu überbietender Sanftheit intoniert. Dem erfolgreichen Debüt "Goddamned" (2008) schließt sich nun das Mini-Album "In Living Cover" an, das neben zwei Eigenkompositionen sieben Coverversionen enthält.

"Irgendwann begann ich, Stücke schätzen zu lernen, die zu mir sprachen, ob ich nun die Melodie mochte oder den Text ironisch oder lustig fand … oder ob es ein Lied war, das mir zu irgendeiner Zeit meines Lebens etwas bedeutete oder einen persönlichen Hintergrund hatte", erklärt Jay dazu.

Ob es sich nun um Terra Naomis "Say It's Possible", Joni Mitchells "All I Want" oder Jann Ardens "Good Mother" handelt. Brannan bleibt melodisch nahe an den Originalen, nimmt mit schlicht gezupfter Gitarre oder perlenden Pianoläufen ein wenig das Tempo heraus und fügt hier und da dezente Streichereinlagen bei. Der Minimalismus garantiert ein intimes Hörerlebnis.

Dass dieses Konzept aufgeht, liegt in erster Linie an der Qualität der Songauswahl und dem stets betörenden, zur Melancholie tendierenden Gesangsvortrag Brannans und weniger an seiner Innovationsfreudigkeit. Ebenso verhält es sich mit dem Cranberries-Hit "Zombie", das mit gezupfter Gitarre und Cello zwar schmunzeln lässt, dem Original aber keinen Mehrwert abzuringen vermag.

Bezüglich der Inszenierung bildet "Both Hands" von Ani Difranco eine Ausnahme: eine Acapella-Nummer mit übereinander gelegten Gesangsschichten. Die mit Rassel und Klopfhölzern instrumentierte Version von Bob Dylans inflationär gecovertem "Blowin' In The Wind" wäre hingegen verzichtbar gewesen.

Auch wenn Brannan den Songs wenig Neues hinzu fügt, spielt er seine Stärken gekonnt aus und hat die Lieder mit einem Höchstmaß an Gefühl und Zugänglichkeit versehen. Die Kaffeehäuser dieser Welt werden sich darauf ebenso einigen können wie zu beschaulicher Sentimentalität neigende Musikfreunde.

Stilistisch ist "In Living Cover" ein schlüssiges und kohärentes Album, eingerahmt von den gelungenen Eigenkompositionen "Beautifully" und "Drowning" eingerahmt, die sich atmosphärisch wunderbar ins Gesamtbild fügen.

Trackliste

  1. 1. Beautifully
  2. 2. Say It's Possible (Tera Naomi)
  3. 3. All I Want (Joni Mitchell)
  4. 4. Blowin' In The Wind (Bob Dylan)
  5. 5. The Freshman (The Verve Pipe)
  6. 6. Good Mother (Jann Arden)
  7. 7. Both Hands (Ani DiFranco)
  8. 8. Zombie (The Cranberries)
  9. 9. Drowning

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