laut.de-Kritik
Orchestrale Dramatik und heftige Brüll-Raps.
Review von Alexander EngelenEs ist mittlerweile vier Jahre her, seit zwei Jungs aus Philadelphia ein Album veröffentlichten und damit nicht nur den Hip Hop-Untergrund in Brand steckten, sondern auch im Mainstream bleibende Schäden hinterließen. "Violent By Design" bot dunkle, sphärische Beats von Stoupe The Enemy Of Mankind, kompromisslose Hardcore-Raps von Vinnie Paz und gilt immer noch als eine der besten Veröffentlichungen, die aus dem Untergrund hervorgegangen sind.
Drei Jahre später folgte "Visions Of Gandhi" mit einem deutlich melodiöseren Grundton. Zwar war dieses Album das kommerziell erfolgreichste, trotzdem konnte man die eine oder anderen Stimme hören, die sich wieder den düsteren Sound aus dem Jahr 2000 herbei sehnte.
Ob sich Jedi Mind Tricks nach den Wünschen dieser Fans gerichtet haben, ist zu bezweifeln, trotzdem orientiert sich "Legacy Of Blood" musikalisch deutlich an ihrem Werk "Violent By Design". Schon das Cover verdeutlicht die neue, alte Schiene, die sich Stoupe und Vinnie Paz auf die Fahne geschrieben haben. Zierte "Visions Of Ghandi" noch ein Unterwürfiger im Gebetskleid, prangt auf "Legacy Of Blood" ein lichterloh brennender Passant und erinnert schwer an das bekannte Rage Against The Machine-Cover.
Auf den Instrumentals dominieren orchestrale Streicher und dramatische Pianos, die deftige Booms und Baps antreiben. Stoupe versteht es jedenfalls meisterlich, nahezu jedem Beat Dramatik zu verpassen und so den Hörer in seinen Bann zu schließen. Obwohl die Instrumentals sicher auf mehr Spuren entstanden sind, als beim großen Rest der produzierenden Kollegen, wirken Stoupes Produktionen nie überladen oder zu voll gepackt. Er schafft es eben immer wieder, seinen Beats Melodien und diese gewisse Härte zu verleihen.
Gemeinsam mit wenigen Ausnahmen fällt auch "Me Ne Sbatto" aus dem übrigen Hardcore-Muster heraus. Obwohl der Beat sambaesque vor sich her schunkelt, ändert sich in Vinnies Raps rein gar nichts. Genauso dreckig und rau wie beim Rest knattert der Rapper seine Battle-Reime runter. Darin verbirgt sich schließlich auch die Schwäche des Duos. Vinnies Raps können den Standard von Stoupes Beats nicht halten. Während Stoupe keine Scheu hat, etwas Neues auszuprobieren, etwa mit harmonischen Melodien zu arbeiten, fällt Vinnie Paz immer wieder in seinen - fast stupiden - Brüll-Rap-Ton und verbaut so den Anspruch auf Abwechslung.
Dementsprechend freut man sich über einige Gastauftritte, die gegen diese lyrische Tristesse ankämpfen. Allen voran ist hier das große W genannt, das GZA und Killah Priest überzeugend repräsentieren. Erhaben thronen etwa GZA Raps über dem Streicherfundament von "On The Eve Of War", dass sich einem die Nackenhaare aufstellen. Killah Priest hingegen steckt bei den mediterranen Gitarren von "Saviorself" etwas zurück und flext ruhig, aber pointiert über den Beat.
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