laut.de-Kritik

Faszinierende Hommage an den 'King of Bluegrass'.

Review von

Vier Jahre ist es her, dass uns die beiden Coen-Brüder mit ihrem opulent bebilderten Epos "O Brother Where Art Thou?" die Südstaaten und ihre Kultur nahe brachten. Ein unverzichtbarer Bestandteil dieser Identität ist die Musik. Bluegrass nennen die Amerikaner die traditionelle Musik der weißen Einwanderer und Jimmy Martin ist ihr unbestrittener König. "Don't Cry To Me" verneigt sich vor dem Schaffen des 'King Of Bluegrass' mit einigen seiner größten Hits.

Weit über 70 Lenze zählt Jimmy Martin heute und kämpft seit einiger Zeit tapfer gegen den Krebs in ihm. Der hält ihn auch nicht davon ab, weiterhin auf der Bühne zu stehen. Ein Musikbegeisterter und ein Sturkopf ist Jimmy Martin Zeit seines Lebens. Mit anderen Worten: Ein Original, wie es im Buche steht. Nun bringt der Film "King Of Bluegrass" das Leben und die Musik von Jimmy Martin auf die Leinwand. "Don't Cry To Me", der Soundtrack zum Film, erscheint bei Chicagoer Label Thrill Jockey. Ein ungewöhnlicher Schritt, der die Ohren einer neuen Generation für die Songs des King of Bluegrass öffnet.

Die meisten dieser Lieder sind nicht wesentlich jünger als Martin selbst. In den späten 50ern geht die Karriere des Tennessee-Boys ihrem Höhepunkt entgegen. Zuvor bei Bill Monroe, ebenfalls eine lorbeerumrankte Gestalt des Bluegrass, in der Band, geht Jimmy Martin zur Mitte der Dekade mit seinen Sunny Mountain Boys eigene Wege. Er bringt die heiligen Hallen von Nashvilles Country-Walhalla, der Grand Ole Opry zum Erbeben und rangiert von nun an auf Augenhöhe mit Hank Williams und anderen Legenden des amerikanischen Westens.

Er spielt wöchentlich in nationalen Radioshows wie dem Louisiana Hayride und erreicht damit ein Millionenpublikum. Die frenetische Stimmung im Hayride und Martins unbestrittene Entertainer-Qualitäten bringt ein Livemitschnitt seines Klassikers "Ocean Of Diamonds" auf den Punkt. "Don't Cry To Me" zeichnet das Bild eines Jimmy Martin, der bei Liveauftritten immer zu einem Scherz mit dem Publikum aufgelegt ist. Einen Jimmy Martin, der in endlosen Übungssessions zu seinen Studioalben sich und seinen Musikern die perfekte Beherrschung des Instruments abverlangt.

Der Perfektionismus von Jimmy Martin mag für seine Musiker mehr als einmal Grund zur Verzweiflung gewesen sein. Von der Halsstarrigkeit des King of Bluegrass profitierend, haben seine Songs auch rund ein halbes Jahrhundert nachdem sie niedergeschrieben wurden nichts von ihrem Groove verloren. "Hit Parade Of Love", "On And On" oder "Losing You" faszinieren heute noch genauso, wie zu Zeiten des Louisiana Hayride.

Trackliste

  1. 1. On And On
  2. 2. Ocean Of Diamonds
  3. 3. John Henry
  4. 4. Homesick
  5. 5. Sophronie
  6. 6. Foggy Old London
  7. 7. Hit Parade Of Love
  8. 8. Who'll Sing For Me
  9. 9. I Like To Hear Em Preach It
  10. 10. Don't Cry To Me
  11. 11. Poor Ellen Smith
  12. 12. Losing You
  13. 13. You Don't Know My Mind
  14. 14. Free Born Man
  15. 15. Brakeman's Blues
  16. 16. Time Has Made A Change

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