laut.de-Kritik
Der Smiths-Gitarrist gibt nach 15 Jahren sein Solo-Debüt.
Review von Rainer HenzeDie Revolution kopiert ihre Kinder. Anfang der 80er Jahre gründete der Gitarrist Johnny Marr zusammen mit Sänger Steven Patrick Morrissey die Band The Smiths. Perfekte Melodien, luftige Gitarren, ein runder melodiöser Bass und traurig aggressive bis unerreicht ironische Texte über die Welt im kleinen und großen machte die Band aus Manchester zu Helden ihrer Generation und richtungsweisend für etwas, das später Britpop genannt werden sollte. Sie beeinflussten britische Gruppen wie die Stone Roses, die Charlatans, Suede, Oasis und viele mehr.
Heute, 20 Jahre später, lange nach dem Split der Smiths und nach ungezählten Gastspielen (The The, Oasis, Pet Shop Boys, Beck,) und Nebenprojekten (Electronic) veröffentlicht Johnny Marr mit "Boomslang" zum ersten Mal ein Album, auf dem sein Name 'in Lichtern' steht. Und es klingt wie die Stone Roses, die Charlatans, Suede, Oasis und einige mehr.
Darf der das? Warum eigentlich nicht? "Boomslang" ist eine völlig okaye Gitarrenpop-Platte, die stark beginnt ("The Last Ride", "Caught Up", "Down On The Corner"), gegen später aber doch sehr beliebig wird. Düster-psychedelische Sounds dominieren die Atmosphäre, man meint, den Einfluss des Healers-Bassisten und Ex-Kula Shaker-Mitglieds Alonza Bevan heraus zu hören. Als Trommler hat Marr übrigens Zak Starkey verpflichtet, Sohn von Ringo Starr.
Referenzen allenthalben. Doch die Maßstäbe liegen hoch für große Jugendhelden. Marrs Texte sind, nun ja, Gallagheresque. Aber lyrische Höhenflüge hat nun wirklich niemand erwartet. Erfreulich genug, dass Marrs hypnotischer Gesang in einer Mischung aus Chrispian Mills und Tim Burgess durchaus zu überzeugen weiß, ohne jedoch eine Eigenständigkeit aufzubauen. Wie gesagt: ein Album im oberen Britpop-Durchschnitt. Auch wenn man sich mehr gewünscht hätte vom einstigen Neuerer des Gitarrenpop.
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