laut.de-Kritik

Das Revolutionäre und Einzigartige ist leider flöten gegangen.

Review von

Meine Güte, was war dem Kollegen Straub denn bei seiner "Attak"-Review über die Leber gelaufen? Auch wenn die Scheibe mit Sicherheit keine Offenbarung war, so ist sie doch bei weitem nicht so belanglos, wie Daniel das in seiner Review darstellt. Alles in allem geht's doch nur darum, ob die Mucke taugt oder nicht.

Das Revolutionäre und Einzigartige ist der Band um Sascha K. etwas flöten gegangen, geb ich ja zu, aber gute Songs schreiben die Jungs und das Mädel immer noch, und vor allem haben sie immer noch was zu sagen. Das tun sie auch und nehmen dabei kein Blatt vor den Mund. "WWIII" pisst Dschordsch Dabbeljuh Busch dermaßen ans Bein, dass dem Kerl nicht mal mehr Gummistiefel helfen würden. Schon der Beginn des Openers "WWIII" mit seiner Western-Gitarre im good old Texas-Style nimmt den US Präsidenten etwas auf die Schippe, textlich lässt Sascha keinen Zweifel an seiner Einstellung. Dazu schreit Lucia Cafarelli in bester Schlampenmanier den Chorus (ich steh auf sowas), und die dämlichsten Ansagen des texanischen Dorfdeppen finden geschickt als Samples ihre Verwendung.

Auch die meisten anderen Titel wie "Jihad", Stars And Stripes", "Bullets, Bombs And Bigotry", "Moron" oder "Revenge" lassen keinen Zweifel an der Aussage der Songs aufkommen und hätten für mich schon alleine damit eine Existenzberechtigung. Doch die Musik sollte ja die Hauptrolle spielen, und wer auf eine etwas strukturiertere Form von Ministry steht, hat an dem Titeltrack "Bullets, Bombs And Bigotry" und mit leichten Abzügen auch "Moron" bestimmt seine Freude. Für Freunde des gepflegten EBM gibt es mit "Blackball" und "Stars And Stripes" aller erste Kost, während "Last Things" mit Trip Hop-Beats liebäugelt und zeigt, dass Lucia deutlich mehr kann als einen (vorgetäuschten?) Orgasmus zu vertonen, wie am Ende von "Pity For The Pious" (ich steh trotzdem drauf).

Neben zahlreichen guten Songs gibt es leider auch einige Füller auf der Scheibe. Das fängt mit dem sehr mäßigen "From Here On Out" an, und auch "Jihad" kann nicht wirklich begeistern - es plätschert ebenso wie "Pity For The Pious" über weite Strecken nur vor sich hin. Zusammen mit dem nicht unbedingt druckvollen Sound reicht das eben nur für eine mittlere Bewertung, vor allem wenn es der gute Sascha kaum auf die Reihe bringt, ein anständiges "tie äitsch" zu artikulieren.

Trackliste

  1. 1. WWIII
  2. 2. From Here On Out
  3. 3. Blackball
  4. 4. Jihad
  5. 5. Last Things
  6. 6. Pity For The Pious
  7. 7. Stars And Stripes
  8. 8. Bullets, Bombs And Bigotry
  9. 9. Moron
  10. 10. Revenge
  11. 11. Intro

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT KMFDM

Die Wurzeln von KMFDM reichen bis ins Jahr 1984 zurück. Am 29. Februar soll die multinationale Kunstgruppe Erste Hilfe zur Eröffnung einer Ausstellung …

Noch keine Kommentare