laut.de-Kritik
Entspannte Reise durch homogene Traumlandschaften.
Review von Johannes JimenoAuf den ersten Blick wirkt die Verbindung der beiden vorliegenden Musiker nicht sonderlich intuitiv: Karen O, Frontfrau der US-amerikanischen Indie-Rocker Yeah Yeah Yeahs, auf der einen Seite und auf der anderen Brian Joseph Burton aka Danger Mouse, der sich als Produzent hauptsächlich mit Hip Hop und Electronica seine Brötchen verdient. Ihr Kollabo-Album "Lux Prima" beweist aber, dass sie sich nicht in ihre gewöhnlichen Fahrwasser begeben, sondern zusammen auf zu neuen Ufern schwimmen.
Auf musikalischer Ebene spielt sich das in einem sublimen Mix aus Easy Listening, Dream- und Indiepop ab. Beide legen viel Wert auf live eingespielte Instrumente, sodass "Lux Prima" erfrischend, ehrlich und gleichermaßen nostalgisch klingt.
Das verbindende Element auf textlicher Ebene ist die Metaphorik des Lichtes, wie schon der Albumtitel (Erstes Licht) suggeriert. In beinahe allen Songs geht es um Erlösung und Entstehung im Licht sowie um die zu fürchtende Absenz des Lichtes.
Dabei locken sie den Hörer gleich im Titeltrack in ihren Kosmos: ein Mittelteil aus psychedelisch-verträumtem Trip Hop, umrahmt von opulentem Space-Pop. Producer Danger Mouse erklärt im Vorfeld hierzu, dass es um das Erschaffen einen Zielortes ging und nicht um einem gewissen Sound, sodass dieser Prozess einer sehr langen Reise glich.
Das darauffolgende "Ministry" nimmt diese Stimmung auf. Karens Gesang schwebt sanftmütig über die zurückhaltende Instrumentierung samt coolem E-Gitarrensolo am Ende. Das könnte auch problemlos auf Airs "Moon Safari" laufen.
Das lässige "Redeemer" und "Drown" mit seiner melancholischen Wildwest-Romantik reihen sich gekonnt in das holistische Gesamtbild ein, ohne besonders hervorzustechen. Einzig "Woman" mit seinem stampfenden Schlagzeug und einer wilden, kratzbürstigen Karen O fällt aus dem Raster. Der Sängerin liegt dieses Lied besonders am Herzen, geht es doch um ihre Klarstellung als starke, erwachsene Frau.
Des Weiteren sollte sich Quentin Tarantino "Reveries" für seinen neuen Film "Once Upon A Time In Hollywood" vormerken, denn die Sechzigerjahre-Ästhetik, die wehmütige Gitarre und der generell verzerrte Sound würden hervorragend dazu passen und zeichnen das surreale Bild eines Traumes - auch hier stimmig zum Songtitel.
Zwei kleine Hits birgt das Album auch noch, da sie beide ein wenig mehr Uptempo besitzen: "Turn The Light" ist ein richtig süßer, aber niemals kitschiger Popsong mit funky Bassline. "Leopard's Tongue" trumpft mit dem Einsatz von Bläsern und Streichern auf und setzt sich durch einen schmissigen Refrain im Ohr fest.
Karen O und Danger Mouse beschließen die Platte mit den "Nox Lumina": Ein versönlicher, obgleich trauriger Abschluss mit elektronischem Beat und leichter Distortion. Durch die Aufnahme der Melodie des ersten Tracks spannen die Nachtlichter einen wunderbaren Bogen um das ganze Album.
"Lux Prima" merkt man in jeder Sekunde an, dass Profis am Werk waren. Jeder Ton sitzt dort, wo er zu sein hat und nichts wirkt zufällig arrangiert. Besonders die wohlig-einnehmende Stimme Karens trägt viel zur dichten Atmosphäre bei. Dieses homogene Hörerlebnis beherbergt zwar keinen Übersong, doch mit subtilen Höhepunkten bleibt die legere Reise durch diverse Traumlandschaften stets interessant.
3 Kommentare
So ungewöhnlich ist die Kollaboration überhaupt nicht. Danger Mouse hat ja schon länger mit Rockern und Indie-Alternative-Künstlern zusammengearbeitet. Die letzte Scheibe der Parquet Courts war eine der besten des letzten Jahres, und die wurde von Danger Mouse produziert!
Eins der Highlights 2019, und das wahrscheinlich nicht nur bisher.
super album! aber stimmt, das ist eigentlich ganz und gar nicht neuland für danger mouse, man denke nur an broken bells!
hoffe trotzdem, die liefern auch bald wieder was!