laut.de-Kritik
Die Schweizer halten sich nicht an die reine Dark Wave-Lehre.
Review von Andrea VetterEine Scheibe wie "Natural Instincts" im Wohnzimmer anzuhören, macht keinen Sinn. Ihren Charme entfaltet sie nur auf der Tanzfläche, dabei bei einigen Liedern mehr, bei anderen weniger.
Dass das Debüt des Schweizer Duos Kartagon dennoch kein Erstlingswerk ist, hört man sofort. Zu ausgefeilt der Sound, zu verwurzelt im kollektiven Dark-Wave-Archiv sind die Songs, ohne dabei rückständig zu wirken. Dafür sorgen interessante Effekte und moderne Soundgewänder. Die Basler hatten zuvor eine gemeinsame Band namens Panic On The Titanic, bevor sie Mitte der 90er nach drei Alben das Handtuch warfen und die Tanzfläche verließen.
Bis es 2001 doch wieder gärte, und in der Folgezeit "Natural Instincts" entstand. Allerdings stehen Kartagon nicht für die "reine Lehre" sondern wollen auch den Mainstream bedienen. Das gelingt ihnen nicht immer, oft wirken sie dazu nicht aufgeschlossen genug. David Bowie mit "This is not america" zu covern, war auch nicht die beste Idee der Band, die Nummer ist langweilig und ohne Pepp.
Dagegen lässt "Free Fall" mit interessanten Effekten gleich zu Beginn aufhorchen, und weitet seinen spannenden Soundteppich, der sofort in die Füße geht, während des Songs noch aus. Getragener, aber sehr einnehmend auch "Flying To The Moon", dessen Melodie nicht mehr so schnell aus dem Kopf geht.
"The Dawn" ist ein gelungener Einstieg, der Lust auf mehr macht. Die Platte fesselt dann doch leider nicht bis zur letzten Minute, aber das liegt vielleicht auch daran, dass ein Rezensenten-Wohnzimmer keine Tanzfläche ist.
Noch keine Kommentare