Kenny Mason

Die Zone 6 wird langsam gentrifiziert. Kenny Mason ist nicht der einzige Rapper, dem das auffällt, aber einer der wenigen, die es so richtig konkret benennen. Er kann das, weil ihm eine eigenwillige Scharnierrolle in seiner Stadt zugefallen ist. Mason ist einer von den Youngins, die mit dem ganz klassischen modernen Atlanta-Trap aufgewachsen ist - seine größte Einflüsse beim Rappen schiebt er lokalen Helden wie Peewee Longway oder Bankroll Fresh zu. Trotzdem gehört er zu einer Generation, die bereit ist, die Dinge anders und weiter gedacht anzugehen.

Dabei rappt er schon deutlich länger, als man ihm ansieht. Seit 2007! Da ist er zwölf, und man glaubt es kaum - aber in dem Jahr, in dem Kanye und Wayne gerade die Runs ihres Lebens haben, sitzt irgendwo schon ein kleiner Kenny Mason und rappt seine ersten Texte ins Headset seiner Geschwister. Es wäre theoretisch möglich, dass irgendein Audio-Schnipsel aus seiner Feder im selben Jahr bei diesen Veteranen auftauchte, als die noch jung waren. Das ist relevant, weil Mason selbst gerne ein bisschen jünger geschätzt wird, als er es eigentlich ist. Sein Spitzname Pup bestätigt das, sein anderer Spitzname Angelic Hoodrat dagegen wahrscheinlich nicht so sehr. Wir kommen später darauf.

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Wie bei den meisten, die das Rappen mit zwölf beginnen, ist die Ambition nicht gleich die ganz große. Kenny wird erstmal (mehr oder weniger) erwachsen, sucht sich einen Job in einer Burgerbude und merkt: Das suckt. Also doch rappen? Seine Eltern sind nicht begeistert, seine Freund*innen dafür um so mehr. Inzwischen ist er in einem ziemlich eingefleischten Freundeskreis angekommen, der sich House 9 nennt (bekannt in der Zone 6) - und als Alternative-interessierte Kids machen sie Mixtapes, die sich irgendwie gegen den Zeitgeist stemmen. Da ist Liebe für Gucci Mane in dieser Musik, aber auch eine Liebe für MCR, My Bloody Valentine oder Deftones, die sonst nicht so ihren Weg in den Sound der Stadt findet.

Haus 9 ist quasi eine Antizipation der Soundcloud-Welle, die die Stadt zwei Jahre später erfasst. Mit der ist es dann aber auch endgültig geklärt, dass ein Charakter wie Kenny Mason seinen Platz an der Sonne finden wird. Aber auch, wenn es noch ein paar Jahre brauchen wird, in denen er Schritt für Schritt seinen Weg nach oben festigt, ist es 2019 so weit: Sein Song "Hit" verdient den Titel. Es ist genau die Sorte Song, die Leute mit Interesse an der XXL Freshman Class anzieht. Der Micskill ist immens, der Hunger ist riesig. Und Kenny Mason sieht aus wie frische 18 im Video, auch wenn er an diesem Punkt theoretisch schon über ein Jahrzehnt am Mic steht.

Aber diesen Moment kann man mitnehmen, vor allem, wenn man Genoss*innen findet, die perfekt zum eigenen Sound passen. J.I.D, IDK und Denzel Curry interessieren sich für Mason, auch Freddie Gibbs startet eine Kollabo. Die Marke kommt in Fahrt, während die Welt zum Erliegen kommt. Aber Kenny findet auch in der Pandemie einen Weg, sein Debütalbum "Angelic Hoodrat" und die zugehörige Deluxe-Version unter Leute zu bringen.

Inzwischen lebt er sein Weirdo-Dasein komplett aus, fusioniert den eigenen Rap mit Electronica, Rock, Hyperpop, was auch immer gerade im Rahmen des Möglichen scheint. Er kollaboriert mit Jean Dawson oder Toro Y Moi, mit Project Pat oder mit Veeze. 2024 erscheint sein zweites Album "9", das sich aus einer Reihe an EPs hochgeschraubt hat. Der richtige Mainstream-Durchbruch ist zwar noch nicht erfolgt, aber trotzdem mausert er sich jedes Jahr ein bisschen weiter. Die Menge an Leuten mit dem Namen Kenny Mason auf dem Zettel wächst seit Jahren beständig.