laut.de-Kritik
Keine Zeit zum Entspannen: Surf'n'Bass für den Live-Abriss.
Review von Simon LangemannMit der 2012 veröffentlichten EP "El Clásico" ließ Kid Simius mehr als nur aufhorchen. Klar war aber auch: So richtig entschieden hatte sich José Antonio García Soler zwischen all den Einflüssen Berlins, namentlich Techno, Elektro-Pop und Dubstep, noch nicht. Stilistisch deutlich stringenter geht es nun auf "Wet Sounds" zu. Das Energiebündel aus Granada nennt es: "Surf'n'Bass".
Und mit seinem zentralen Stilmittel hält es nicht lange hinterm Berg: Gleich das kurze "Intro" präsentiert die flirrende Tremolo-Gitarre, die sich der Spanier nach eigenen Angaben extra für die EP-Produktion aneignete. "Matador" legt danach treffend dar, was einen in der kommenden halben Stunde erwartet: ein mutig angemischter Cocktail aus Surf-Sound à la Pulp Fiction, spanischer Rhythmik und zeitgemäßen Drummachines.
Musikalische Überfrachtung macht sich Kid Simius zum Konzept. Oft fungieren massierende Bässe als Ausgleich für das, was einem der Produzent in höheren Frequenzen alles um die Ohren schleudert ("Hola Chica!", "Now You Should Ride It!"). Das taugt zwar nur bedingt zum zurückgelehnten Hörspaß in den eigenen vier Wänden, dürfte live aber für den ein oder anderen Abriss sorgen.
Eine seltene Gelegenheit der Entspannung bietet "Recorded In Hawaii". Das in Intro und Outro erklingende Meeresrauschen überträgt Kid Simius charakteristisch auf das musikalische Geschehen: Immer höher türmen sich die Synth-Pads zu gigantischen Wellen auf, die so manches Glückshormon ins Freie spülen.
Ein derartiger Wohlfühl-Beat bleibt auf "Wet Sounds" allerdings die Ausnahme: ein wenig schade, aber nachvollziehbar. Der Spanier trotzte der Berliner Reizüberflutung und fand in seinem kleinen Studioraum zum eigenen Style. Für Kompromisse oder vielseitiges Abtasten wie auf "El Clásico" bleibt da kein Platz mehr. Und so kredenzt Kid Simius zwar keinen lauschigen Sommer-Soundtrack, wohl aber eine Electronic-Platte zum gepflegten Verrücktwerden.
1 Kommentar
lockere Platte für den Sommer die so nebenher laufen kann, wobei einige Tracks angenehm hervorstechen. 3,5 / 5