laut.de-Kritik
Marsimotos Produzent schwingt die Dubstep-Keule.
Review von Simon LangemannEndlich! Kid Simius tritt aus Marsimotos Produzentenschar in den Vordergrund und präsentiert "El Clásico". Schon während oder als Support der zahlreichen Marteria-Shows stand der junge Spanier immer wieder im Rampenlicht und bewies ein Händchen für die einmaligen Momente zwischen Großraumtechno und musikalischer Finesse. Nun bringt er mit seinem ersten physischen Release 38 Minuten voller Abwechslung, Überraschung und Innovation an den Start.
An Hip-Hop-Beats hat der junge Spanier für "Grüner Samt" wohl genug gebastelt und so findet auf "El Clásico" ungefähr alles andere statt. Die EP platzt stilmäßig aus allen Nähten, denn Kid Simius bediente sich bei einer denkbar breiten Palette verschiedenster Klangwelten. Ohne den Bogen zu überspannen wechselt er - teilweise selbst innerhalb der Stücke - zwischen filigranem Electronica-Sound, epischen Dubstep-Hämmern und fast Schranz-artigen Club-Eskapaden.
Schon der Auftakt gerät schön großspurig: Als "The King Of Rock'n'Roll" stellt sich Kid Simius vor und walzt im Dubstep-Tempo gleich mal alles platt, während eine Prodigy-typische Leadmelodie ordentlich Laune macht. "Keep It Up", hinsichtlich Songwriting ein astreiner Pop-Song, sorgt anschließend dank eingängigem Yasha-Feature für sonnige Stimmung. Dagegen erinnert "Esperanza" mit gebremster Taktfrequenz, verspielten Melodien und bewegter Spannungskurve an den brasilianischen Star Gui Boratto.
Was Kid Simius mit dem mächtigen Stampfer "You Can't Kill Us" niederschmettert, baut er sich bei "El Clásico" im schnellen Trippeltakt wieder auf. Der wohlklingende und wohl melodischste Track der EP lebt von ständigen Tempo- und Rhythmuswechseln, ohne dabei jedoch zerfahren zu wirken.
Ganz anders als die Bezeichung "Bonus Trash" vermuten lässt, haut Kid Simius im Anschluss an die eigentliche Tracklist noch mal drei echte Höhepunkte raus. "Banana" lädt im klassischen Electro-Tempo mit volkstümlichen Polka-Einschlag zum Tanzen ein und eignet sich gleichermaßen für düstere Clubs und Kid Simius' nächsten Auftritt am Strand seiner Heimat Granada.
"I Like To Smoke Crack" hält dagegen, was der Titel verspricht und markiert den abgedrehtesten Moment der Tracklist. Anfangs und gegen Ende schwingt der Spanier erneut die Dubstep-Keule, dazwischen reichen sich wirre Blues-Gitarresoli und dröhnende Metal-Riffs die Hände. Als Rausschmeißer fungiert der abgedrehte Techno-Track "Die Letzten 20 Sekunden", bei dem jegliche Harmonie einer schlingernden Bassline und oizoesken Geräuschcollagen weicht.
Ob sich "El Clásico" tatsächlich mal zum Klassiker entwickelt, wird der weitere Werdegang des jungen Produzenten zeigen. Die Hoffnung besteht aber durchaus, denn mit dieser liebevoll produzierten EP legt Kid Simius ein interessantes Werk vor, das auch auf dem ein oder anderen Festival für offene Münder sorgen dürfte.
5 Kommentare
Wurde dann grad mal bestellt .. die Single gefällt mir ganz gut.
Wurde dann grad mal bestellt .. die Single gefällt mir ganz gut.
Insgesammt ne ziemlich gute Platte - ist ihr Geld wert.
4/5
auf jeden fall. Das mit dem modernen Klassiker ist gar nicht so abwegig!
Der titeltrack und banana stechen heraus. 4/5 an den gigs zu kaufen für schlappe 5 euro