laut.de-Kritik

Die Folk-Metaller wollen es progressiv angehen.

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Da führen Korpiklaani anfangs doch glatt auf eine falsche Fährte. Richtig atmosphärisch klingt "Neito" mit seinen Ambient-Texturen aus Streichern, verfremdeten Gitarren und mächtigen Trommeln - jedenfalls 45 Sekunden lang. Dann ist der Spuk vorbei, und die Finnen rumpeln mit Ziehharmonika und Riffgalopp in gewohnt partyselige Klanglandschaften.

In diesen Gefilden fühlen sich Korpiklaani nach wie vor am wohlsten. Und so finden sich unter den 14 Nummern ein ganzer Haufen Stücke, die nach demselben tanzbaren Schema funktionieren und genauso schnell in Vergessenheit geraten wie Abende, bei denen man zu viel von einem der Getränke nascht, denen die Finnen schon ganze Songs gewidmet haben.

"Kotikonnut", "Korpikuusen Kyynel" und "Kuin Korpi Nukkuva" sind solche Kandidaten, auch "Riemu" hätte man getrost weglassen können, um das mit 71 Minuten viel zu lange Album zu entschlacken. Wenn schon schunkeln, dann bitte etwas einprägsamer wie in "Juomamaa", einer sowohl der Soli wegen als auch der aufputschenden Mitsingteile kreativeren Umsetzung des bekannten Korpiklaani-Duktus. Dazu entwickelt sich "Henkselipoika" nach verkorkster erster Hälfte zu einem der besseren, weil abwechslungsreich fröhlichen Tracks.

Immerhin kann man den Finnen diesmal nicht auf Albumlänge vorwerfen, sie würden künstlerisch auf der Stelle treten. Denn dass "Kulkija" 71 Minuten lang dauert, liegt daran, dass die Band im Verlauf doch noch auf die einleitenden atmosphärischen Klänge zurückkommt. Mit "Kallon Malja" und "Tuttu On Tie" stehen auf "Kulkija" zwei progressive Longtracks. Beide haben gute melodische Momente.

Leider scheint das bei Sänger Jonne Järvelä nicht so richtig anzukommen, denn der lässt zu oft trotzdem den rüpeligen Troll raushängen. Zumindest bei "Kallon Malja" schwächelt auch die Instrumentalfraktion: Fast zehn Minuten Spielzeit sind hier definitiv zu lang, um die Spannung oben zu halten. Die Ideen reichen für etwa fünf. Die siebeneinhalb Minuten von "Tuttu On Tie" meistern die Musiker dagegen dank schönem Streicherarrangement.

Für Aufsehen sorgt der Kinderchor in "Sillanrakentaja". Korpiklaani würzen die Nummer mit für sie eher ungewöhnlich doomigen Riffs und geschmackvollem Refrain. Schattenseiten gibts dennoch: Die Riffs klingen generisch, und abseits des Refrains klingt Herr Järvelä als hätte man den Drachen Smaug in eine Power Metal-Band gesteckt. Dann doch lieber rein instrumental wie bei "Pellervoinen": knackige drei Minuten, keine Gesangsunfälle, den Fans gefällts - passt.

Jetzt wäre nur noch zu klären, warum sich Korpiklaani mit dem rumpelnden Sound zufrieden geben. "It's closer to how we sound on stage", erklärt Järvelä. Wenn er meint. Satte statt schwachbrüstige Gitarren hätten zum Beispiel den langweiligen Pseudo-Thrash-Part in "Kallon Malja" aufgewertet.

Die Band empfiehlt übrigens, "Kulkija" am Stück durchzuhören, denn sie erzählen die Geschichte eines Wanderers - als eine Art Analogie zum Leben auf Tour. Für Fans sicher eine feine Sache. Der Rest wird den langatmigen korpiklaanischen Folk-Metal deshalb nicht besser finden.

Trackliste

  1. 1. Neito
  2. 2. Korpikuusen Kyynel
  3. 3. Aallon Alla
  4. 4. Harmaja
  5. 5. Kotikonnut
  6. 6. Korppikalliota
  7. 7. Kallon Malja
  8. 8. Sillanrakentaja
  9. 9. Henkselipoika
  10. 10. Pellervoinen
  11. 11. Riemu
  12. 12. Kuin Korpi Nukkuva
  13. 13. Juomamaa
  14. 14. Tuttu On Tie

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