laut.de-Kritik
Routine als Liebestöter.
Review von Giuliano BenassiDass Kurt Wagner auf der vorigen Platte seiner Lambchop die Inspiration für einen seiner Texte in einem Telefonbuch suchte, schien im ersten Augenblick eine lustige Angelegenheit. Näher betrachtet offenbarte sich jedoch eine beunruhigende Inspirationslosigkeit. Konnte es denn tatsächlich sein, dass ihm nichts besseres eingefallen war?
Dass "Damaged" dennoch gut abschnitt, lag vor allem an den Atmosphären, die das gute Dutzend Mannen um Wagner auch jenes Mal geschaffen hatte. Ein paar Texte, ein paar Songideen und genügend Zeit im Studio – eine Vorgehensweise, die sich bewährt hat.
So beginnt das vorliegende Album dort, wo das letzte aufhörte: Mit Wagners tiefer, etwas neurotischer Stimme und einzelnen Klaviernoten, zu denen sich im weiteren Verlauf eine ruhige Bandbegleitung gesellt. Fast scheint es, als hätten die Beteiligten intensiv Getz/Gilberto gehört. Entspannter geht es jedenfalls kaum noch - ein Eindruck, den auch das zweite Stück bestätigt.
Nachdem sich "National Talk Like A Pirate Day" ordentlich an "Shiver" von Giant Sand bedient hat, stöpseln Lambchop ihre Gitarren ein und beginnen zu rocken. Oder eher zu college-rocken, denn "A Hold Of You", "Sharing A Gibson With Martin Luther King Jr." (cooler Titel übrigens) und "Of Raymond" könnten auch von einer x-beliebigen sowie längst vergessenen 90s-Band stammen.
Erst "Please Rise" knüpft wieder an die Qualität des ersten Tracks an. Das dritte und letzte gute Stück ist "Close Up". Eine Ausbeute also, die für Lambchop-Verhältnisse mager ausfällt, wobei das Album sicherlich nicht schlecht ist – nur eben nichts Besonderes.
Routine kann zu Langeweile führen. Einer Gefahr, an der Lambchop mit "OH (Ohio)" nur knapp vorbeigeschrammt sind. Vielleicht sollten sie sich mal wieder neu erfinden, ohne ihre Eleganz zu verlieren. Das gelang ihnen in der Vergangenheit schließlich schon oft genug. Ansonsten ist auch beim nächsten Mal ein Album zu erwarten, das angenehm vor sich hinfließt, ohne einen bleibenden Eindruck zu hinterlassen.
1 Kommentar
Unter Inspirationslosigkeit leidet höchstens diese Review. Schlechten Montag gehabt? Gewohnte Qualität mit drei oder vier echten Übersongs. Klarer Kauf...