laut.de-Kritik

Spielfreudiges Singer/Songwritertum, das sogar Microsoft gefällt.

Review von

Wer der Opener und Titeltrack irgendwie kennt und dabei womöglich noch Bill Gates vor seinem geistigen Auge grinsen sieht, liegt nicht falsch: "The Way We Move" war 2012 in einem Werbespot für Microsofts Betriebssystem Windows 8 zu hören.

Dabei ist Sean Scolnick alias Langhorne Slim weder ein Nerd noch im Pop beheimatet. Seit 1999 ist er als Singer/Songwriter tätig. Der große Durchbruch ist ihm verwehrt geblieben, über Wasser hält er sich mit der gelegentlichen Verwendung seiner Songs in Werbung oder TV-Serien sowie mit bis zu 200 Konzerten im Jahr, vorwiegend in seinem Heimatland USA.

Erstaunlich, angesichts eines Albums, das vor Spielfreude und guter Laune nur so strotzt. Begleitet vom Multi-Instrumentalisten David Moore, dem Bassisten Jeff Ratner, und dem Schlagzeuger Malachi DeLorenzo, die seine Livebegleitung The Law bilden, erinnert er mit seiner hohen, rauen, fast schon geschrieenen Stimme stellenweise an Ben Harper oder Amos Lee, wobei er sich nicht an Major-Vorgaben (sprich Verkaufszahlen) halten muss.

So ergibt sich eine stilreiche musikalische Begleitung. "Wir alle lieben den Wu-Tang Clan, wie auch David Bowie oder psychedelischen Pop aus Brasilien", erklärt Scolnick augenzwinkernd. Auf dem Album vermischt er Rock, Rhythm and Blues, Country, Honkytonk, und Funk, nicht unähnlich der Rolling Stones vor ihrem Ausverkauf Mitte der 70er Jahre.

Brauchbare Texte kann Scolnick auch liefern. "I met a blond girl, she took me into her bed, I wanted her body, she wanted me dead" reimt er im sehnsüchtigen "On The Attack", einem der besten Stücke des Albums.

Einen seiner Songs an Microsoft zu lizensieren mag für manche uncool klingen, andererseits hat Scolnick die vorliegende Platte über die Spendenplattform PledgeMusic finanziert. Seine Musik hätte schon in den 70er Jahren entstehen können, seine Art und Weise, als Künstler zu überleben, ist durchaus zeitgemäß. Auf jeden Fall ist "The Way We Move" ein hörenswertes Album, Windows hin oder her.

Trackliste

  1. 1. The Way We Move
  2. 2. Bad Luck
  3. 3. Fire
  4. 4. Salvation
  5. 5. On The Attack
  6. 6. Someday
  7. 7. Great Divide
  8. 8. Just A Dream
  9. 9. Song For Sid
  10. 10. Found My Heart
  11. 11. Wild Soul
  12. 12. Two Crooked Hearts
  13. 13. Coffee Cups
  14. 14. Past Lives

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1 Kommentar

  • Vor 11 Jahren

    Ja, tolles Album, gerade auch wenn es etwas zügiger rockt und rollt. Aber auch die langsameren Stücke (z. B. "On The Attack")überzeugen. Dabei ist das ganze nie eintönig. Mal mit sparsamer Instrumentierung oder wie "Fire" mit allem Drum und Dran, Bläsern...
    Schöne Texte, die bei aller Sehnsucht einer frühen Midlife-Crisis immer eine positive Grundstimmung halten - gefällt mir. Min. 4,5 Sterne!