laut.de-Kritik
Verträumte Musik, nachdenkliche Texte.
Review von Giuliano BenassiDie Singer/Songwriterin Laura Veirs bringt Karriere und Familie in Gleichklang. So machte sie Tucker Martine, den Produzenten ihres ersten Albums und allen folgenden, inklusive des vorliegenden, zu ihrem Ehemann. Im Wohnzimmer ihres Hauses nahm sie mit befreundeten Musikern ein Album für ihren gerade geborenen Sohn auf ("Tumble Bee", 2011), auch die Stücke für "The Lookout" schrieb sie über den Zeitraum von einem Jahr im Dachgeschoss ihres Hauses in Portland, Oregon.
Wie gewohnt geborgen und in den eigenen vier Wänden, also. Auch wenn sich im Lauf der Zeit die eine oder andere Veränderung ergeben hat. "Vor zwanzig Jahren, als in einer Punk-Band alles begann, wäre ich nie auf die Idee gekommen, fünf Versionen eines Songs zu schreiben. Ich habe gelernt, wie biegsam Melodien und Texte sein können. Als Musikerin habe ich mich weiter entwickelt, also schreibe ich solange neue Versionen, bis alles zusammen passt".
Von Laura Veirs' Punk-Anfängen ist schon längst nichts mehr zu hören. Auch ihr zehntes Album bietet verträumten Indie-Pop-Folk mit Country-Einflüssen. Doch schleicht sich diesmal eine ungewohnt melancholische Note ein. "In 'The Lookout' geht es darum, auf die vergänglichen, schönen Momente im Leben zu achten und nicht behäbig zu werden. Wir müssen aufeinander achten. Das Chaos in den USA nach der Wahl, die Diskriminierungen aufgrund der Hautfarbe, aber auch die persönlichen Befindlichkeiten, wenn man die Hälfte seines Lebens erreicht hat, haben alle eine Rolle gespielt", so Veirs.
"Auch sind Freunde gestorben". Eine davon könnte "Margaret Sands" sein, deren Körper die Meereswellen wiegen ("now she's married to the swell / she's swaying in the shells / a whisper in the waves"), inspiriert vom Abschnitt "Der nasse Tod" aus T.S. Eliots Gedicht "Das Wüste Land". "Heavy Petals" ist eine Hommage an David Bowie ("ground control is not your dwelling place"), mit "Mountais Of The Moon" nimmt sie sich auch eines Stücks von Grateful Dead an.
Die Botschaft, die Veirs mitgibt, ist aber doch eine der Hoffnung: "Gather the children / And hold them close / And teach of love / And peace devout / When it grows darkest / The stars come out", singt sie im vorletzten Stück.
Wenn es am dunkelsten ist, erscheinen die Sterne - ein schönes Bild. Und so sorgen viele Gastmusiker, unter ihnen die alten Kumpels Jim James (My Morning Jacket) und Sufjan Stevens, dass die Botschaft auch in die Ferne gelangt. Am meisten prägt sich jedoch die jaulende Pedal Steele des altgedienten Multi-Instrumentalisten Jon Haye ein. "How can a child of the sun be so cold?" fragt Veirs dazu in "Seven Falls". Ein Kontrast zwischen Wärme (Musik) und Nachdenklichkeit (Texte), die das Album gut darstellt.
2 Kommentare
Das gefällt mir richtig gut. Und die Produktion ist Hammer. Danke!
Ich besitze acht Platten (Genau: Vinyl!) von ihr. Ein echter Geheimtipp abseits des Mainstreams. Ihre kindliche, bezaubernde Stimme verzaubert jeden...