laut.de-Kritik

Das soll ein Comeback-Album sein?

Review von

Mit den beiden Alben "Leftism" und "Rhythm & Stealth" schrieb das Londoner Duo Leftfield in den 90er Jahren Musikgeschichte. Die Longplayer gehören zum Besten, was elektronische Musik in diesen Jahren hervorgebracht hat. Zeitweise waren Leftfield so einflussreich, dass ein ganzes Subgenre nach ihnen benannt wurde.

Rund zehn Jahre surften Leftfield ganz oben auf der Welle des Zeitgeistes und sagten 2002, als das Techno-Jahrzehnt Neuem Platz machte, stilvoll Bye Bye. Nun also, 16 Jahre nach dem letzten Album, wollen Leftfield mit "Alternative Light Source" an die großen Tage anknüpfen.

Allerdings ist die Band mittlerweile zum Soloprojekt von Neil Barnes geschrumpft. Sein langjähriger Mitstreiter Paul Daley konnte sich schon 2010 nicht für ein paar Comebackgigs auf Festivals erwärmen und zeigt auch jetzt keinerlei Ambition, Leftfield noch mal zum Leben zu erwecken. Studioarbeit und DJing gehen vor, ließ er knapp wissen.

So ist "Alternative Light Source" viel eher das Soloprojekt von Neil Barnes, als eine neue Veröffentlichung von Leftfield. Denn mit dem zeitlosen Erbe der beiden 90er-Alben hat der aktuelle Release nichts zu tun. Die Tracks sind durch die Bank einfach und lieblos aufgebaut. Von der Raffinesse von Stücken wie "Song Of Life" oder "Africa Shox" ist hier nichts zu hören.

Stattdessen genügt Barnes meist ein recht schlichter Loop als Basis für seine Tracks, die er manchmal auch gerne mit platten Billig-Rave-Vocals kombiniert ("Bilocation"). Würde nicht 'Neues Leftfield-Album' drüber stehen - es gäbe absolut gar keinen Grund, sich so etwas anzuhören.

Lediglich ein Mal sorgt Barnes für ein kurzes Aufhorchen: Das dubbige Electrostück "Head And Shoulders" lässt erahnen, was Leftfield früher so groß gemacht hat: Mit der Verbindung von Reggae, Dub, Breaks, House und Techno zu einem monströsen Groove formulierten sie den Tanz-Imperativ wie kaum jemand anders. Lange ist es her.

Trackliste

  1. 1. Bad Radio
  2. 2. Universal Everything
  3. 3. Bilocation
  4. 4. Head And Shoulders
  5. 5. Dark Matters
  6. 6. Little Fish
  7. 7. Storms End
  8. 8. Alternative Light Source
  9. 9. Shaker Obsession
  10. 10. Levitate For You

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Leftfield

Die Wurzeln von Leftfield reichen bis ins Jahr 1989 zurück, als sich der ehemalige Drummer von Primal Scream, Paul Daley, mit Neil Barnes, ebenfalls …

3 Kommentare mit 15 Antworten

  • Vor 8 Jahren

    Neben "Drones" gleich der nächste Fauxpass seitens laut.de auf Seite 1, bei dem man sich fragt, ob man nicht lieber einen anderen Autor mit der Besprechung betraut hätte.

    Das ist ein ganz großes Elektroalbum und jeder der sein Elektro-Herz in den 90ern rund um die Bigbeat Welle hat, wird es lieben. Es ist natürlich moderner- aber man hört mehr als nur die Wurzeln. Ich finde die heutige Elektromucke eher atmosphärisch, oftmals so "floating" , eher ruhig. Und die Ausbrüche in die andere Richtung (auch von 90er Helden) sind mir wiederum zu klischee-hart und un- innovativ (z.B. die Neue von the Prodigy, gut.. aber nicht mehr "meins" irgendwie).
    Dass es auch krass und gut geht, sieht man auch auf "ALS": beispielhaft finde ich hier zu nennen "storms end" oder "head and shoulders" mit knackigen cockney vocals von Jason Williamson (Vocalist bei den Sleaford mods). Und die Vorabsingle "Universal everything" hat eh 12 von 12 Sternen. Aber egal was einzelne tracks angeht: auf "ALS" gibts keine Füller. Nur Qualität. Tolle Überraschung im Jahr 2015- excellent job, Neil Barnes!

  • Vor einem Jahr

    @dinosaurier und itsafire: ich auch????