laut.de-Kritik

Gewaltiges Stimmvolumen, schier unglaubliche Ausdruckskraft.

Review von

Alle anderen werden es schwer haben im Pop-Jahr 2008! Denn Leona Lewis kündigt bereits im Januar einen hochkarätigen Anwärter auf das Album des Jahres an. Auf der Höhe von Christina Aguileras legendärem "Stripped" debütiert die 23-Jährige, die 2006 als Superstar die britische Talentshow X-Factor gewinnt.

Ein gewaltiges Stimmvolumen, eine schier unglaubliche Ausdruckskraft, Ohrwurm-Hooks und technische Erhabenheit wirft sie in die Waagschale. Das alles tummelt sich in einem Haufen ausgefuchster Pop-Kompositionen, die (fast) allesamt das Zeug zur Singleauskopplung haben. Was will man mehr als soulaffiner Popmöger?

Die ersten Sekunden des Openers "Bleeding Love" kratzen mit einem wirklich geilen Orgelsound wohlig an den Gehörnerven und machen Lust auf alles Kommende: die Stimme der Protagonistin und das einsetzende Low-Fi-Drum halten, was die ersten Sekunden versprechen. Und, dieser kleine Gefühlsausbruch sei gestattet, die Bass-Drum ist einfach der Hammer!

"Bleeding Love", die erste Singleauskopplung, die kompositorisch auf die Kappe von Ryan Tedder (One Republic) geht, tummelt sich seit dem Erscheinungsdatum zu Recht in den Top Ten, denn ihre gesangliche und emotionale Bandbreite spielt Lewis ab der ersten Note voll aus. Ein Jahr lang arbeiten Leona Lewis, Simon Cowell (Westlife) und die Produzentenlegende Clive Davis (Santana, Bruce Springsteen, Alicia Keys) an den Songs, bevor sie uns ihre wohlgeformten Melodien um die Ohren brezeln.

Gesegnet mit einem wirklich unglaublichen Stimmumfang und einer Gestaltungskraft, bei der technische Virtuosität als selbstverständliche Voraussetzung fungiert, singt uns Leona Lewis von Beginn an in Faszination, Erregung, Verzweiflung, Freude ... in alle jene Gefühlsebenen, die das menschliche Dasein so mit sich bringt.

Die Ad-Libs sind dabei in jedem Song das Tüpfelchen auf dem i. Der klassisch Ausgebildete würde von "Kadenzen voll brillanter Schönheit" sprechen. Wir Normalsterblichen sind einfach fasziniert von ihrer Ausdruckskraft.

Mit "Homeless" führt Lewis ihr Balladen-Können erstmals vor Ohren. Hier spielen naturgemäß die gesanglichen Melodievariationen eine bedeutende Rolle und Leona Lewis kostet die Freiheit zu Formen voll aus. Auf Albumlänge haut sie mit insgesamt sieben balladesken Songs ordentlich in die liebestrunkene Kerbe. Die eine oder andere Nummer schrabbelt dabei jedoch knapp an der Kategorie 'Melodien für Millionen' vorbei, besonders gegen Ende der Laufzeit wird die Harmonie-Soße etwas zu dick.

Damit kommen wir zum einzigen Kritikpunkt, den "Spirit" bereit hält: Kompositorisch ist auf dem gesamten Album alles in reinster Ordnung. In so reiner Ordnung, dass alle 13 Lieder ganz weit vorne im Songbook 2008 rangieren. Und dennoch: Mit ihrer Perfektion folgen die Songs allzu eng dem amerikanisch inspirierten Kompositionshandbuch für Top-Ten-Songs. Oder anders gesagt: Die Dinger sind einfach so abartig gültig, dass einem angst und bange wird. "Spirit" wird eine gewichtige Rolle im Popjahr 2008 spielen.

Trackliste

  1. 1. Bleeding Love
  2. 2. Whatever It Takes
  3. 3. Homeless
  4. 4. Better In Time
  5. 5. Yesterday
  6. 6. Take A Bow
  7. 7. I Will Be
  8. 8. Angel
  9. 9. Here I Am
  10. 10. I'm You
  11. 11. The Best You Never Had
  12. 12. The First Time Ever I Saw Your Face
  13. 13. Footprints In The Sand

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32 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    diese kritik ist einfach mal nur gelungen!
    aber wie kommt laut dazu einem popalbum 4 sterne zu geben? :D

    war sehr gespannt auf die rezension, da mir das album persönlich sehr gefällt. nur dachte ich, dass es laut nicht lassen kann sie negativ zu kritiseren da das chartspotential der lieder unübersehbar ist!

    von leona wird man noch viel hören (wenn sie nicht zum geldgierigenbilligpopabklatsch mutiert), da sie talent hat!

  • Vor 16 Jahren

    Ich hab das Album zum ersten Mal bei einer Freundin gehört, deren Musikgeschmack ich normalerweise nicht teile, aber das Album ist tatsächlich gut! Schön, dass laut sich traut, das Album auch so zu bewerten! Leona Lewis ist für mich eine der wenigen aktuellen Popsängerinnen, die ich mir tatsächlich gerne anhöre, insbesondere, weil sie im Gegensatz zu Leuten wie der Aguilera nicht zum Knödel-bzw. Schreigesang neigt.

  • Vor 16 Jahren

    @coldfire (« diese kritik ist einfach mal nur gelungen!
    aber wie kommt laut dazu einem popalbum 4 sterne zu geben? :D

    war sehr gespannt auf die rezension, da mir das album persönlich sehr gefällt. nur dachte ich, dass es laut nicht lassen kann sie negativ zu kritiseren da das chartspotential der lieder unübersehbar ist!

    von leona wird man noch viel hören (wenn sie nicht zum geldgierigenbilligpopabklatsch mutiert), da sie talent hat! »):

    Hey, das hier ist immerhin laut.de, coldfire! Was Pop ist, ist gut, lautet die Devise!

  • Vor 16 Jahren

    @Screwball (« @Ragism (« @coldfire (« diese kritik ist einfach mal nur gelungen!
    aber wie kommt laut dazu einem popalbum 4 sterne zu geben? :D

    war sehr gespannt auf die rezension, da mir das album persönlich sehr gefällt. nur dachte ich, dass es laut nicht lassen kann sie negativ zu kritiseren da das chartspotential der lieder unübersehbar ist!

    von leona wird man noch viel hören (wenn sie nicht zum geldgierigenbilligpopabklatsch mutiert), da sie talent hat! »):

    Hey, das hier ist immerhin laut.de, coldfire! Was Pop ist, ist gut, lautet die Devise! »):

    :suspect:

    es gab mal zeiten, da wurden hier pop-alben regelmäßig mit 1 oder 2 punkten abgefertigt. dazu gab's dann noch das ein oder andere böse wort in der meist ziemlich kurz ausfallenden review.

    aber diese zeiten sind - wie man sieht - längst vorbei :D

    kaum einer wird ernsthaft bezweifeln, dass frau lewis eine imposante stimme hat. das beweist sie sicherlich auch genüge auf der platte.

    aber: 4 punkte?

    mir erscheinen viele songs etwas austauschbar. natürlich gibt es obligatorische balladen und alles wirkt irgendwie sehr ähnlich. (die produzenten und schreiber verspürten wohl einen starken konformitätsdrang).
    die devise hierbei: bloß niemanden verschrecken, keine experimente!
    das führt zwar dazu, dass man sich die platte anhören kann (und sie hat auch ihre momente), aber hängenbleiben will nicht viel.

    und den christina aguilera "stripped"-vergleich halte ich für unglücklich.

    wenn ich an guten pop denke, fällt mir mit sicherheit auch "stripped" ein. allerdings traut sich frau aguilera durchaus mehr, schafft es einen ohrwurm nach dem anderen zu liefern, wechselt tempo und stile - das macht einfach den unterschied aus. auch stimmlich hat sie glaube ich einen leichten vorsprung. »):

    Mal ganz kurz: Word, Screw.

  • Vor 16 Jahren

    take a bow...

    Better in time...

    whatever it takes...

    Das sind neben 'bleeding love' die besten Songs von 'Spirit'!

  • Vor 16 Jahren

    Ich mag irgendwie gar keinen Song auf dem Album. Und dein Name steht für Schönheit!