laut.de-Kritik
Dreckiger Blues aus Kanada.
Review von Giuliano BenassiEin weißer Kanadier europäischer Abstammung, der den Blues spielt, das erste Lied auf seiner CD die xte Version des Muddy Waters-Klassikers "Rollin' and Tumblin'", als Veröffentlicher ein kleines deutsches Label - für Lester Quitzau stehen die Zeichen auf dem Papier nicht sonderlich gut.
Was die angenehme Überraschung beim Einlegen der Scheibe erhöht. Denn nicht nur kann Quitzau Gitarre spielen, er tut es auch schön dreckig, ohne den Blues zum Rock'n'Roll zu machen. Eine schwierige Gratwanderung, die schon Jimi Hendrix und Jeff Beck gelungen ist, zwei Musiker, die Quitzau bei Stil und Gesang Vorbild zu sein scheinen.
Sonst wäre kaum zu erklären, warum "Rollin' and Tumblin" als Opener herhalten muss, nachdem es erst vor zwei Jahren Jeff Becks "Earthquake! in ähnlich energischer Form eröffnete. Die Ausführung ist jedoch tadellos und neben "Honey Bee" die einzige nachgespielte Version in einem Album, das ansonsten aus eigenem Material besteht. Schon "Waiting", das erste selbst komponierte Lied, zeugt von Qualität, mit schön melancholischem Bottleneck, bluesigem Text ("Maybe nobody loves me but Jesus. Maybe nobody loves me but me") und einer Stimme, die manchmal an Hendrix erinnert, jedoch um Längen ausreizbarer wirkt. "Every Minute Of Every Day" trägt im ersten Teil akustische Hard Rock-Züge, ist im zweiten Teil eher folkig. "Devil's Dues" ist dem Titel gerecht verraucht, "Home On The Range" scheppert, "Time Takes Its Time" wäre ein versöhnliches Ende, käme zum Abschluss nicht die jazzige Jam-Session "Heart And Soul."
Gut begleitet von Lyle Molzan (Schlagzeug) und Greg Johnston (alles mögliche, darunter Klavier und Bass), entpuppt sich Quitzau als einfühlsamer und talentierter Gitarrist. Zwar bietet er nichts Revolutionäres, die Charts wird er mit solch einem Produkt auch kaum erklimmen, aber die Herkunft seines Labels lässt die Hoffnung offen, ihn demnächst in einer Kneipe in der Nähe sehen zu dürfen.
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