laut.de-Kritik
Weit abseits der Indietronica-Einbahnstraße.
Review von Christoph DornerMan muss als deutsche Band schon ganz schön verwegen sein, um sein Glück ausgerechnet in England zu suchen. Can und Kraftwerk werden auf der Insel geliebt, weil sie mitunter zu innovative Musik für den deutschen Massenmarkt machten und britischen Post-Punk und New Wave maßgeblich beeinflussten. Okay, Scooter sind im Vereinigten Königreich auch erfolgreich. Aber sonst?
Like A Stuntman veröffentlichten schon ihr 2005er Debüt "Fresh Air Is Not The Worst Thing In Town" bei einem englischen Label und gingen dort mehrmals auf Tour. In Deutschland ließ sich die Frankfurter Band dagegen nur selten blicken, vielleicht, weil sie hierzulande stets mit etwas Lob in die Nachwuchsecke geschoben wurde. Dabei gibt es gerade für musikhistorisch bewusste Hörer im Soundbild von Like A Stuntman jede Menge zu entdecken.
Der Berliner Multimusiker Schneider Tm, der eine Laudatio auf das Album verfasste, hat schon Recht, wenn er bei den Einflüssen für "Original Bedouin Culture" einen weiten Bogen von psychedelischem Pop der 60er Jahre über den emphatischen Indierock der 90er bis hin zu elektronischem Weird Folk der Nullerjahre schlägt. Experimentell, aber nicht ganz so soundradikal wie Animal Collective, dafür auch nicht auf der Indietronica-Einbahnstraße wie The Notwist.
Like A Stuntman sollte man – auch wenn sie noch kaum einer kennt - tatsächlich als Originale begreifen, das macht ihr Zweitling deutlich. Denn mit Querverweisen kommt man den schildbürgeresk zusammengezimmerten Songs, die mit Drumcomputer, Perkussion, Vintage-Synthesizer und hämmernden Klavierschlägen aber auf sicherem Fundament stehen, nicht unbedingt näher. Auch der mehrstimmige, teils geloopte Gesang fügt sich nahtlos als weiteres Instrumentarium ein.
So springen mit Songs wie "Wake Up William Blake", "Damascus" oder "Owls" sich langsam entrollende, freilich verwackelt-verhuschte Hymnen heraus, die natürlich nicht jedem ins Ohr gehen werden. Überhaupt schaffen Like A Stuntman eher einen Kosmos für Musikhörer, die noch wie Alice im Wunderland vollständig in fremde Welten eintauchen wollen. Oder wie Rasmus Engler, der unter anderem beim Bierbeben musiziert, ebenfalls für den Promozettel schreibt: "Eine phantastische Platte – man könnte glatt den Verstand verlieren."
Noch keine Kommentare