laut.de-Kritik

Wie einst Jimi Tenor zieht sich der Disco-Rebell aus den Clubs zurück.

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Gleich sechs große Schlucke Rebellentum verordnet sich der norwegische Produzent Hans-Peter Lindstrom mit seinem neuen Longplayer "Six Cups Of Rebel". Ob der aufrührerische Trunk auch seine Wirkung entfaltet? Nun sollte man sicherlich zunächst die Frage beantworten, was eine Rebellion ausmacht, um ein nachvollziehbares Urteil zu fällen. Doch auch ohne sich in definitorischem Kleinklein zu verlieren, darf man "Six Cups Of Rebel" als Abkehr von den bisherigen Veröffentlichungen von Hans-Peter Lindstrom bezeichnen.

Vor knapp zehn Jahren ließen Lindstrom und Prins Thomas mit ihren lockeren Disco-House-Grooves aufhorchen und zeigten aller Welt, dass elektronische Musik auch in Norwegen zu Hause ist. In letzter Zeit jedoch ist es ziemlich ruhig um Lindstrom geworden. In vier Jahren brachte er es gerade mal auf drei Maxis. Im schnelllebigen House- und Techno-Geschäft kommt das einer halben Ewigkeit gleich. Inzwischen bestimmt sein Landsmann Todd Terje das Geschenen. Auch Sven Väth mixte einen Track von Terje auf seine letztjährige Ibiza-Rückschau "Sound Of The Twelfth Season".

Mit den in den Clubs hochgehandelten Tracks, die Terje als gefragten Remixer in der Szene ausweisen, haben Lindstroms "Six Cups Of Rebel" allerdings nur wenig gemein. House und Disco bilden zwar den Rahmen für die insgesamt sieben Tracks. Lindstrom interpretiert diesen aber relativ locker und durchbricht dessen Zwänge immer wieder. Space-Disco-Elemente, die dank Tracks wie "I Feel Space" und "Breakfast In Heaven" Lindstroms Trademark-Sound bildeten, klingen zwar an, hinzu gesellen sich nun aber Zitate von Klassik bis Funk.

An der neuen Ausrichtung lässt Lindstrom von Beginn an nicht den geringsten Zweifel aufkommen. Der Opener "No Release" überrascht mit Arpeggio-Läufen, die an Johann Sebastian Bachs "Toccata und Fuge in d-moll" erinnern. Ein Einstieg, bei dem man nicht so recht weiß, ob er ironischem Kalkül oder abgehobenem Größenwahn entspringt.

Oftmals packt der Norweger in einen Track mehr Futter, als andere Produzenten für ein ganzen Album aufbringen. Über weite Strecken seines Albums erinnert Lindstrom an Jimi Tenor, der sich nach seinem Super-Hit "Take Me Baby" ganz explizit aus den Clubs verabschiedete.

So versteht sich der Musiker zwar noch immer auf die Produktion von sexy Grooves. Diese deckt er auf "Six Cups Of Rebel" aber zumeist mit einer barocken Fülle von Sounds und Ideen zu, die mit einer auf Reduktion ausgerichteten Idee elektronischer Clubmusik wenig gemeinsam haben. Und das ist gut so.

Trackliste

  1. 1. No Release
  2. 2. De Javu
  3. 3. Magik
  4. 4. Quiet Place To Live
  5. 5. Call Me Anytime
  6. 6. Six Cups Of Rebel
  7. 7. Hina

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1 Kommentar

  • Vor 12 Jahren

    liest sich für mich jetzt eher wie vier punkte, die drei machen da recht wenig sinn. aber egal, die samples funktionieren (!) und klingen verdammt gut. schon was vertrakter als lindstrom zuvor. werde ich mir ohne bedenken zulegen.