laut.de-Kritik
Gefälliges Debüt zwischen Madeline Juno und Lina Maly.
Review von Annika FeldmannPassend zum Titel ihres Debütalbums "Da Wo Ich Herkomm" verarbeitet die Singer/Songwriterin Lissy Fey Erfahrungen und Gefühle, die sie aufgrund vieler Wohnortwechsel gesammelt hat. Es ist eine stets andauernde Suche nach einem Zuhause und zu sich selbst.
Der Opener und Titeltrack zieht die Hörer*innen direkt ins Thema: Mit ihrer ölig-weichen Stimme fragt Lissy zum mellow klingenden Drum-Beat: "Bin ich hier ehrlich bei mir? / Oder muss ich gehen / Um zu verstehen, wo ich herkomme?". Zunächst zurückhaltend, füllt sich der Sound später zu einem breiten Klangteppich, verziert mit atmosphärisch-gedoppelten Backing-Vocal-Harmonien.
"Du Fühlst Dich Gut An" liefert Höchste Eisenbahn-Vibes: Unverblümt singt die Wahl-Kölnerin zum Indie-Upbeat-Arrangement: "Ich dreh mich schlafend zur Seite / Dein Körper ist mir zu warm". Doch: "So fühlt's sich gut an / Denn so bin ich frei / Ich will nicht dich, ich will uns zwei". In den sehr radiotauglichen Songs "Weich Wie Butter", "Immer Noch" und "Pastinaken" nehmen die nach Baukastenanleitung klingenden Beats viel Raum ein. Erst recht, wenn stimmige Songs wie "Komm Heim" mit wohlproportionierten Drums, Basslines und Gitarren folgen.
"Grenzen" thematisiert auf einer intimen Ebene sexuellen Missbrauch. Der Song besteht aus einer einzigen, wiederholten Strophe und ist ein hallig-düsteres Album-Highlight. "Da sind Finger unter'm Kleid / Da sind Tränen, da ist Leid / Da ist Ekel, da ist Schweiß / Da ist'n Mann der nicht weiß, wo die Grenzen sind". Zu Lissys eindringlich-zerbrechlicher Stimme und verzerrten, männlichen Backingvocals gesellen sich darke Pianochords, gepaart mit holzigen Atmo- und Pedal-Sounds à la Nils Frahm. Auch der Closer "Turm" baut auf Natur-Atmo-Sounds.
Oft setzt Lissy auf Bläseruntermalungen und Fills, die leichte Dub-Vibes evozieren ("Hülle & Hauch" oder "Pastinaken"). Klavier und Beat von "Gold" oder "Outro" erinnern an Fynn Kliemann oder Fortuna Ehrenfeld. Den intimen Gesang stellt allerdings hier und da der einnehmende Delay in den Schatten.
Auf ihrem Debütalbum kombiniert Lissy Fey eingängige, teils schnell durchschaubare Popsongs mit überraschend intensiven Balladen. Ein Sound, mit dem sie im Pop-Segment sicher zwischen Lina Maly oder Madeline Juno landet.
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