laut.de-Kritik

Zuckerschock in Slow-Motion.

Review von

Im Zuge des Vorgängers "Nabuma Rubberband" verbuchte die schwedische Elektro-Pop Band eine Grammy-Nominierung - ein unbeschriebenes Blatt sind sie also nicht mehr. Gastbeiträge auf Tracks von Flume, De La Soul und Mac Miller gehen mittlerweile den Features auf dem Gorillaz-Album "Plastic Beach" voraus. Da ist es fast ein wenig verwunderlich, dass das fünfte Little Dragon-Album mit nur einem Feature auskommt: Ein Schulfreund der Band mischt bei dem Opener "Celebrate (feat. Agge)" mit, dieser spielte schon 2007 auf dem selbstbetitelten Debüt der Band bei dem Song "No Love" die Gitarre. Die Schweden um Sängerin Yukimi Nagano bleiben diesmal lieber unter sich.

Als Produzent engagierte man gleichwohl jemand außerhalb des eigenen Dunstkreises - James Ford von Simian Mobile Disco. Dieser hatte zuletzt an der neuen Depeche Mode-Scheibe mitgewirkt. Produzent Patrik Berger bastelte ebenfalls an der Platte mit. Zwar hat jedes Bandmitglied seinen festen Platz im Line-Up, an Komposition und Konzeption wirken aber alle mit. Das könnte die vielen phrasenhaft wirkenden Textpassagen erklären - zu mehr Vielfalt auf der Platte hat es nicht unbedingt geführt.

So gerät beispielsweise "The Pop Life" überraschend zackig und treibend, während der langsamere Song "Don't Cry" eine Belastungsprobe darstellt: "Little Darling, don't cry" singt Yukimi in ungeahnten Höhen, allerdings wirken die eingeworfenen 'Ha-Has' und 'Uh-Huhs' ein bisschen zu "Sweet". Dafür sorgt die zweite Singleauskopplung für einen wahren "sugar rush".

Fiepsende Gameboy-Melodien begleiten den Zuckerschock, ein Innuendo aus Zeiten von Atari und Cornflakes - natürlich die der teuren Sorte, in allen möglichen chemischen Farben, von Eltern mit bösen Blicken begutachtet. Wenn dann noch ein Spielzeug in der Packung lag, fühlte sich das so ähnlich an, wie der Track "High" klingt. Die erste Single aus "Season High" kommt im Slo-Mo-Videogame-Sound und ergeht sich in Kiffer-Plattitüden:"Feel free to roll another one for me".

Die Fusion aus synthesizerlastigen Klangteppichen und Nagatos betörender Stimme langweilt selten. Das sechsminütige Stück "Butterflies" mag zuerst anstrengen, entfaltet dann aber sein ganzes Potential - vergleichbar mit dem Thrill bei der 'Kurz-vor-dem-Endgegner'-Sequenz eines Videogames. Der Song beschreibt mit einem leichten Hauch Melancholie jenen Moment, in dem einem klar wird, wo man steht. Er wirkt auf seine eigene Art versöhnlich, ein kleines Juwel inmitten des dominierenden 80s-Funk-Gerüsts des Longplayers.

Der darauffolgende Track "Should I" eliminiert den Trance-Zustand wieder: Tanzen ist angesagt. Der solide Beat und Nagatos abgehackte Stimme tragen trotzdem nicht dazu bei, dass die gesamte Platte "just one crazy love affair" wird. Dafür bleiben Zeilen wie "How many weeks since you were mine? I stayed over all the time / If I was invited I'd be there / But you're acting busy, why should I care?" und "Touch me, touch me, I don't mind" doch zu nichtssagend.

Die Tracks der Platte lassen keine Geheimnisse offen: "Strobe Light" lässt, wie der Titel suggeriert, die Füße auf dem 80s-Dancefloor schwitzen. Auch "Push" fällt in die gleiche Kategorie. Klar ist es angenehm, wenn man weiß, was einen erwartet, aber ab und an eine Überraschung hätte "Season High" doch gut getan.

Nichtsdestotrotz ist die Platte eine solide und gelungene Mischung aus Downtempo und pumpenden Club-Beats mit einer Prise Soul - auch wenn das auf den ersten Blick vielleicht nicht so zusammenpassen mag.

Trackliste

  1. 1. Celebrate (feat. Agge)
  2. 2. High
  3. 3. The Pop Life
  4. 4. Sweet
  5. 5. Butterflies
  6. 6. Should I
  7. 7. Don't Cry
  8. 8. Strobe Light
  9. 9. Push
  10. 10. Gravity

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