laut.de-Biographie
De La Soul
Als die drei Jungs Dave, Maseo und Pos aus dem New Yorker Stadtteil Long Island mit ihrem Debüt-Klassiker "3 Feet High And Rising" im März 1989 auf den Plan treten, erstarrt die Hip Hop-Szene. Grimmig dreinblickende Typen wie Public Enemy und N.W.A. beherrschen das Rap-Game. Da muss das Trio wie ein Witz ausgesehen haben, als sie mit Lederhalsketten und Peacezeichen auf die Bühne steigen und mit Gänseblümchen um sich werfen.
De La Soul hätten sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, um mit ihrer schnell als Hippie-Rap bezeichneten Musik in einen verkrusteten Markt vorzustoßen. Mit dem Erfolg kommt die Kritik: Der von Prince Paul produzierten Scheibe wirft man vor, zu poppig zu sein und die Wurzeln des Hip Hop zu verraten. Those were the 80s.
Die Antwort der New Yorker ist ihre zweite LP, mit dem tragischen Titel "De La Soul Is Dead". Nun wurde der Sound um einiges rauher und die Themen ernster. Von Kindesmissbrauch bis zum Anprangern der steigenden Gewaltbereitschaft unter schwarzen Jugendlichen war alles dabei. Sie versuchten so ihr "Sonnenblumen"-Image zu ändern und sich mehr in die Szene zu integrieren. Bei diesem Rundumschlag bekamen auch Vanilla Ice oder MC Hammer ihr Fett weg, weil sie angeblich den Hip Hop kommerzialisierten.
In der Folgezeit wurde es allerdings sehr ruhig um De La Soul, andere Gruppen versuchten, ihren Weg nachzugehen. Der dritte Longplayer konnte nicht an den Erfolg der Vorgänger anknüpfen, erst 1996 wurde die Öffentlichkeit wieder mit De La Soul konfrontiert. "Stakes Is High" platzte in einen Zeitabschnitt, der vom Wu-Tang Clan und Tupac Shakur bestimmt war. Wiederum gelang es Dave, Maseo und Pos, der Szene einen Wandel zu verpassen und Einfältigkeit aufzubrechen.
Doch was De La Soul wirklich unverwechselbar macht, ist die Native Tongue-Bewegung, die sie zusammen mit A Tribe Called Quest und den Jungle Brothers gründeten. Diese Bewegung zeichnet sich in erster Linie durch die positive Lebenseinstellung und den Respekt untereinander aus. Zu heutigen Mitstreitern kann man auch noch Common, Jurassic 5 oder Mos Def zählen, sie alle verkörpern ein Lebensgefühl, das sich nicht auf materielle Dinge stützt.
Nach dem gelobten 2000er Comeback "Art Official Intelligence: Mosaic Thump", dem ersten Teil einer Album-Trilogie, erscheint im Jahresabstand der zweite Part "AOI:Bionix". Teil drei, ein DJ-Album, lässt länger auf sich warten, als 2000 versprochen. Stattdessen widmen sich die drei dem Design eines eigenen Sneakers, dem "De La Dunk" und der Planung einer Hip Hop-Klasse an der New York University, die im Wintersemester 2004/05 stattfinden soll. Als Anschauungsmaterial erscheint Anfang Oktober '04 " The Grind Date", ein old-schooliger Partyschwinger.
2005 gibt es für den Dreier einen Grammy. Nicht für ihre eigenen Kompilationen, sondern für die Mitarbeit an dem Song "Feel Good Inc." von Gorillaz' "Demon Days". Doch für viel mehr Aufregung sorgt das Haus De La Soul in den Nullerjahren nicht mehr. Von einer Mitarbeit mit Nike über mäßige Mixtapes vergeht die Zeit bis ins Jahr 2012. Pos und Dave lernen das französische Produzenten-Duo Chocolate und Khalid kennen. Die Chemie stimmt und schon kurze Zeit später steht das boombapige "First Serve" in den Plattenregalen: "It's funky, it's disco, it's Hip Hop and it's classic!".
Das neunte Studioalbum "And The Anonymous Nobody..." finanziert die Crew mittels einer Kickstarter-Kampagne. Nicht einmal zehn Stunden dauert es, bis die ausgerufene Summe eingespielt ist. 2017 erwirbt Tommy Boy Records den De La Soul-Backkatalog von Warner, was der Crew aber kein Glück bringt: Ein zäher Rechtestreit entbrennt, der erst Jahre später endet.
Die Folge: Die ersten sechs Studioalben sind erst ab März 2023 bei den gängigen Streaming-Plattformen abrufbar. Trugoy The Dove erlebt diese Wendung tragischerweise nicht mehr. Er stirbt am 12. Februar. Der Rapper litt seit Jahren an einer systolischen Herzinsuffizienz.
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