laut.de-Kritik
Die elektronische Musik braucht Künstler wie Losoul.
Review von Daniel StraubLosoul steht für Qualitäts-Tanzmusik. Auch das dritte Album bestätigt diese Einschätzung. Die zehn Tracks leben vom leicht rauhen House-Charme, der die Tracks von Peter Kremeier alias Losoul seit Mitte der 90er Jahre kennzeichnet. Für den aktuellen Longplayer reichert er sie intensiv mit Funk und Soul an, was den Songs einen genauso deepen wie eigenständigen Anstrich verleiht.
Detroit mit seiner langen Tradition schwarzer Musik lebt auf "Care" weiter. Dabei besinnt sich Losoul auf seine Anfänge als Produzent zurück. Schon die frühen Releases auf Playhouse zeichneten sich insbesondere durch ihren eindringlichen Blick nach Nordamerika aus. Am greifbarsten ist dieser Bezug vielleicht auf dem minimalistisch-hypnotischen House-Track "Open Door" gelungen.
Mit seiner Verbindung von klanglicher Schönheit und funktioneller Eleganz spricht man dem Track heute verdientermaßen den Status eines Club-Klassikers zu. "Vacuum Stance" beispielsweise knüpft ganz direkt an derartige Vorlagen im Backkatalog von Losoul an.
Verbunden damit ist auch eine Abkehr vom letzten Losoul-Album "Getting Even" aus dem Jahr 2004. Damals erlebte Kremeier so etwas wie einen musikalischen Sommer. Der fand seinen Ausdruck unter anderem in den wunderschönen Vocals, die auf einmal wie selbstverständlich zum Soundbild gehörten.
Gleichzeitig drückten die Beats so füllig, ja beinahe schon poppig nach vorne, dass schnell klar war: Auf diese Tracks fahren nicht nur Elektronik-Connaisseure in einer Handvoll Szene-Diskos ab. Diese Songs ziehen weitere Kreise.
"Care" mit seinem Fokus auf den klassischen Losoul-Qualitäten huldigt dagegen wieder verstärkt dem Underground. Die zehn neuen Songs erschöpfen sich nicht in klischeehaften und ausdruckslosen Formalismen, sie bleiben bewusst skizzenhaft und werden nur mit wenigen Tönen angedeutet. Die provozierenden Lücken in Tracks wie "Deuce" oder "The Crush" fordern den Zuhörer immer wieder heraus, zwingen ihn praktisch dazu, seinen Teil zu den Stücken beizutragen.
Manche mögen das als anstrengend empfinden. Kremeier dürfte diese Einschätzung dagegen als Lob ansehen. Schließlich sind seine Produktionen noch nie durch ihre leichte Konsumierbarkeit aufgefallen. Dafür zeigten sich die meisten seiner Releases als erstaunlich unabhängig von der Zeit. Gerade in der elektronischen Musik, wo der Geräte-Fetischismus oftmals höher angesetzt wird als Komposition und Arrangement, braucht es Künstler wie Losoul.
Noch keine Kommentare